Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 11.10.2004

Die Qual der Wahl

Dresdner Depesche von Ingolf Pleil
 
Das jüngste Wahlergebnis kann den Abgeordneten aber auch jeden Spaß verderben. Wegen des riesigen Medieninteresses an der konstituierenden Sitzung des Landtags am 19. Oktober darf jeder Parlamentarier plötzlich nur noch einen Gast für die Zuschauertribüne benennen, der dem historischen Moment beiwohnen kann. Dabei wollten manche Abgeordnete eigentlich mit Fanclubs in Gruppenstärke anrücken.

Daraus wird nun nichts, weil zwei Drittel der Tribüne für die Presse reserviert werden. Der Grund: Fernsehteams aus ganz Europa haben sich angekündigt. Von Schweden über Frankreich bis Italien gilt das Interesse aber wahrscheinlich nicht dem Einzug von FDP und Grünen. Womöglich gibt's dann auch noch Streit im Parkett. Dass die daheim Gebliebenen wenigstens im Fernsehen ihren Star bestaunen können, garantiert aber wohl nur ein Platz ganz rechts außen.

Peinlich wäre es fast in der SPD-Fraktion zugegangen. Neuerdings ja ganz staatstragend streben die Sozialdemokraten einen Vize-Posten neben dem Landtagspräsidenten an. Der ist freilich nur geborgt vom großen Koalitionsbruder CDU, aber bei der Gelegenheit wollte die Parteispitze gleich noch Gräben zuschütten, zwischen Sozis in Dresden und Leipzig etwa. Doch die Basis rebellierte. Mit nur sieben von 13 Stimmen wäre Kandidaten-Kandidat Gunther Hatzsch beinahe durchgefallen.

Inzwischen gibt es Stimmen, die aus Kostengründen eine Fahrbereitschaft für die künftig drei Vizepräsidenten fordern, damit für den neu zu schaffenden Posten nicht auch noch ein Dienstwagen her muss. Doch ein Fahrer sollte unbedingt sein, sonst würde die Aktion gänzlich überflüssig. Die Besetzung des Vizeposten mit dem als einschlägig-berüchtigt geltenden Leipziger Hatzsch sollte nämlich ein Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Sachsen werden.

Spieglein, Spieglein an der Wand ... Wer die Schönste ist im ganzen Land, muss zurzeit der Schachweltverband klären. (...)