Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 30.10.2004

Absturz und Müdigkeit

Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
 
AM Freitag war es soweit: Rot und Braun trafen im Landtag aufeinander und schon knallte es gewaltig. Was war passiert? Mitarbeiter und Gäste der NPD-Fraktion hatten es sich zur Mittagszeit an einem Tisch bequem gemacht. Doch einer der roten Holzstühle in der Parlamentskantine konnte einen der braunen Mitesser offenbar nicht ertragen und brach kurzerhand zusammen. Es rumste gewaltig. Sofort nach dem Zusammenbruch machten in dem Hohen Haus die ersten Spekulationen die Runde: Warum zum Beispiel hat das Mobiliar selbst den 120-Kilo-Abgeordneten Karl Nolle von der SPD seit Jahren klaglos ertragen und gibt jetzt bei der NPD plötzlich nach? Die Antwort lag für einen Beobachter des Zwischenfalls auf der Hand: „Von rechten Holzköpfen halte ich weiterhin gar nichts. Aber Holzstühle zählen für mich ab sofort zur Kategorie hochintelligente Technik.“

EINEN argen Bruch gab es auch bei den Koalitionsrunden zwischen CDU und SPD. Nur betraf das keine Stühle, sondern eine Abmachung. So hatten sich die künftigen Regierungspartner gleich zu Beginn des absehbaren Verhandlungsmarathons darauf geeinigt, dass die Sitzungen niemals länger als bis 22 Uhr dauern dürfen. Danach sollte jeweils vertagt werden. Doch bald geriet diese historische erste Vereinbarung des neuen schwarz-roten Bündnisses in Vergessenheit – in der Regel stritt man regelwidrig bis weit nach Mitternacht. Dabei wäre es für alle Beteiligten viel schöner gewesen, wenn man sich tatsächlich einmal an die eigenen Zusagen gehalten hätte. Das würde nicht nur das Vertrauen der Wähler fördern, vor allem wären die Politiker in Sachsen endlich etwas ausgeschlafener.

KEIN Wunder, wenn so viele von ihnen müde wirken. Eine kleine Umfrage unter den neuen Abgeordneten der PDS-Fraktion brachte jetzt nämlich in puncto Freizeitverhalten Erstaunliches zutage. So räumte Volker Külow offen ein, dass er sich am Abend zur Entspannung gern dem „beständigen Konsum von leicht subversiver Kultur“ hingibt. Seine Fraktionskollegin Caren Lay bevorzugt Yogi-Tee und den Fernseher – vor allem wenn die Serie „Sex and the City“ läuft. Und Kathrin Kagelmann gab zu Protokoll, dass ihr zum Abschalten ein „grusliger Psycho-Krimi“ genügt. Da habe ich einen Tipp für sie: die Videoaufzeichnungen einiger Landtagssitzungen.