Karl Nolle, MdL

Leipziger Volkszeitung LVZ/DNN, 27.11.2004

Sparkassen lehnen Konzern-Modell ab

 
Dresden/Leipzig. Öffentlich wagt sich zurzeit niemand aus der Deckung. Selbst im Dresdner Finanzministerium herrscht beredtes Schweigen. Doch hinter den Kulissen wird die Diskussion um die Zukunft der Landesbank Sachsen (Sachsen LB) um so engagierter geführt. Noch fechten alle Beteiligten dabei mit dem Florett - je näher die Entscheidungen allerdings rücken, desto wahrscheinlicher wird der Griff zum Boxhandschuh.

Denn nach Informationen dieser Zeitung positionieren sich sowohl die Sparkassen Dresden und Leipzig als auch der Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband immer deutlicher gegen das Zukunfts-Modell, das der Sachsen-LB-Vorstand und wohl auch die sächsische Staatsregierung für die Landesbank präferieren. Danach soll die Sachsen-Finanzgruppe, in der Sachsen-LB-Chef Michael Weiss auch Vorstandsvorsitzender ist, zu einem regelrechten Bank-Konzern ausgebaut werden.

Der Vorteil: Gemeinsam könnten die Landesbank und die acht in der Finanzgruppe verbundenen Sparkassen nach dem Wegfall der Gewährträgerhaftung eine bessere Benotung erhalten als die Sachsen LB jetzt allein hat. Sie erreicht in der Bewertung durch externe Rating-Agenturen als mittlerweile einzige Landesbank nur die Note BBB +. Mit dieser Bewertung werden die Zinsen, zu denen sich die Sachsen LB Geld leihen kann, sehr teuer. Für bessere Konditionen bräuchte die Sachsen LB mindestens ein A.

Aus Sparkassen-Kreisen heißt es allerdings, die Konzern-Variante wäre ein "Rückfall durch die Hintertür": Bereits Ende der neunziger Jahre hatte der damalige Finanzminister und heutige Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) einen Verbund aus Landesbank und Sparkassen auf den Weg bringen wollen, der die dezentralen Institute weitgehend ihrer Souveränität beraubt hätte. Sein Gesetzentwurf sorgte für heftige Auseinandersetzungen - und wurde vor ziemlich genau drei Jahren durch einen Volksentscheid beerdigt. Schon deshalb wird dieser Lösung von hochrangigen Sparkassen-Managern "nicht der Hauch einer Chance" mehr eingeräumt. Nach Informationen dieser Zeitung haben sie das sowohl Landesbank-Chef Michael Weiss als auch dem Finanzminister in Hintergrundgesprächen deutlich signalisiert. Der nächste Schritt wäre das öffentliche Nein. "Das dauert unter Umständen nicht mehr lange", heißt es bei den Sparkassen. Auch eine Fusion der Sachsen LB mit den Instituten von Leipzig und Dresden wird vom Sparkassenlager entschieden abgelehnt.

Die Zeit läuft: Am 15. Dezember entscheidet der Verwaltungsrat der Sachsen LB über die zukünftige Strategie der Bank, einen Tag später tagt die Eigentümerversammlung der Sachsen-Finanzgruppe. Landesbank-Chef Weiss verspürt aber offenbar keinen besonderen Druck: Statt selbst bei den Anteilseignern für sein Zukunfts-Modell zu werben, verbringt er noch bis in den Dezember hinein mit Lebensgefährtin Andrea Braun einen Urlaub in Neuseeland. Bei den Sparkassen - und auch im eigenen Haus - hält man das für "unglücklich", zumal mit Andrea Braun ein weiteres Problem der Sachsen LB verbunden ist. Sie führt die Landesbank-Leasing-Tochter MDL, um die sich das Institut mit einem Minderheitsgesellschafter streitet. Ein im Zuge der Auseinandersetzung von der MDL-Hauptversammlung auf den Weg gebrachtes Gutachten der Wirtschaftsprüfer Deloitte & Touche wirft ihr erhebliche Pflichtverletzungen vor. Die Landesbank sieht "Klärungsbedarf" und prüft rechtliche Schritte - gegen die Gutachter.
Lars Radau/Sabine Schanzmann






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