Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 27.12.2004

Wo bleibt die Spurensicherung?

Nach SEK-Überfall in Dresden
 
DRESDEN - Der Panneneinsatz der SEK-Eliteeinheit - wird die wilde Ballerei in der Wohnung eines Polizisten jetzt ein Fall für den Bundestag? Ein Dresdner reichte nun eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Bundesparlamentes ein.

Der Polizei-Skandal nimmt einfach kein Ende, seit sich Innenminister Thomas de Maizière (CDU) demonstrativ vor seine Baller-Beamten gestellt, dafür die Opferfamilie beschuldigt („Sage mir, mit wem du umgehst und ich sage dir, wer du bist“) hat. Deshalb fordert Peter H.: „Es wäre gut, wenn sich die Bundesregierung an der Untersuchung des Falls beteiligt.“

„Untersucht“ wurde bislang übrigens nur am Schreibtisch. Auch zehn Tage nach der nächtlichen Schießerei in der Loschwitzer Villa kamen weder Gutachter, Spurensicherer oder Kriminalbeamte in die Wohnung von Streifenpolizist Bernd W. (44). Teppiche blutig, Schränke zerschossen, zwei Hunde verloren - niemand interessiert sich von offizieller Seite für das Schicksal der Familie. Vater Bernd: „Unser schrecklichstes Weihnachtsfest. Trost spenden Freunde und sogar wildfremde Menschen in lieben Briefen.“

Unterdessen haben Polizei und Staatsanwaltschaft die Leichen der beiden getöteten Hündinnen Senta (11) und Anka (2) freigegeben. Sie lagerten bislang als „Beweismaterial“ in der Kühlkammer des Dresdner Tierheims. Frank Ziegenbalg (55), Chef des benachbarten Tierfriedhofs, will der Familie jetzt helfen: „Ich ermögliche einen würdigen Abschied von den Vierbeinern, übernehme kostenlos die Bestattung der Hün-dinnen.“ Ex-Herrchen Bernd W. gerührt: „Ein herzensgutes Angebot. Hoffentlich verkraften wir den Abschied ...“ (rok)