Karl Nolle, MdL

Freie Presse Chemnitz, 14.01.2005

Sachsen LB soll es allein schaffen

Verkauf oder Fusion gehören nicht zu den strategischen Optionen der Anteilseigner
 
Leipzig. Die Landesbank Sachsen Girozentrale (Sachsen LB) soll auch nach dem Wegfall der Staatsgarantien im Juli 2005 ein weitgehend eigenständiges Kreditinstitut bleiben. Weder der Verkauf der Sachsen LB noch die Fusion mit beispielsweise einer Sparkasse gehören zu den Optionen der Anteilseigner. Das versicherte gestern der Vorstand der Sachsen-Finanzgruppe (SFG), die mit 82 Prozent die deutliche Mehrheit an der Sachsen LB hält.

Nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden der SFG und der Landesbank, Michael Weiss, hätten die Anteilseigner der SFG das strategische Ziel, durch ein Vertragspaket zwischen der Sachsen LB und den in der SFG organisierten Sparkassen das für die zukünftige Refinanzierung notwendige A-Rating der Landesbank aus eigener sächsischer Kraft zu erreichen. Bis Ende März sollen dazu von einer Arbeitsgruppe des SFG-Vorstandes Joachim Hoof (stellvertretender Vorstandschef der Ostsächsischen Sparkasse Dresden) entsprechende Vorschläge vorgelegt werden.

Für die Sachsen LB besteht Handlungsbedarf, weil die US-Ratingagentur Standard & Poor’s ein so genanntes Schattenrating von lediglich BBB+ signalisiert hatte. Ein solches Rating würde die Landesbank bei der Refinanzierung stark behindern. Nach Einschätzung von Weiss könnte. rund die Hälfte des bisherigen Refinanzierungsvolumens von 5,2 Milliarden Euro im Jahr wegfallen. Das würde letztlich zu einem deutlich kleineren Geschäftsvolumen führen, die Erträge würden sinken.

Nach Ansicht von SFG-Vorstandsmitglied Claus Friedrich Holtmann gehe es darum, die Erträge der Landesbank zumindestens zu stabilisieren. Daran hätten auch die beteiligten Sparkassen ein großes Interesse. Bei einer strategisch vorzeigbaren Lösung müssten Sparkassen und Landesbank wieder enger zusammenrücken. Holtmann ist Verbandsgeschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (OSGV).

Bei dem zu erarbeitenden Vertragswerk geht es vor allem um die Nutzung des Passivüberhangs der Sparkassen, die dadurch über hohe Liquiditätsreserven verfügen. Allein bei den sächsischen Sparkassen sollen sie bei 10 Milliarden Euro liegen. Außerdem ist eine Kapitalerhöhung für die Sachsen LB in einer Größenordnung von 250 Millionen Euro im Gespräch. Holtmann wies daraufhin, dass es wohl sinnvoller sei, das überschüssige Geld der Sparkassen bei der Landesbank in Sachsen einzusetzen, als es bei anderen Banken anzulegen. Nebeneffekt einer solchen Strategie: Die Sachsen LB wäre dann gar nicht mehr in so hohem Maße auf die Refinanzierung am Kapitalmarkt angewiesen. Die Ratingnote wäre dann letztlich auch nicht mehr so wichtig.
Von Christoph Ullrich