Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 22.01.2005

Entlarvend und beschämend

Kommentar von Dieter Schütz über das Verhalten der NPD zu den Gedenkfeiern
 
Bisher hat die NPD in Sachsen in der Öffentlichkeit oft versucht, sich einen harmlosen Anstrich zu geben, um nicht in die nationalsozialistische Ecke gestellt zu werden. Doch das Schauspiel, das die Partei gestern im Landtag geboten hat, war umso entlarvender - und beschämend zugleich: Beschämend, weil die NPD eine Ehrung für die Opfer des Nationalsozialismus ablehnt. Entlarvend, weil die Partei durch ihr Verhalten ihren wahren Charakter zeigt.

Es ist auf den ersten Blick paradox: Einerseits verweigert sich die NPD der Gedenkminute für die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges. Auf der anderen Seite lässt sie nichts unversucht, um die britischen und amerikanischen Luftangriffe auf Dresden an den Pranger zu stellen.

Keine Frage: Die Zerstörung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945 war militärisch nicht notwendig und brachte Zehntausenden Menschen Tod und Leid. Doch eins darf man nicht vergessen: Die Bombardierung der sächsischen Kunstmetropole und vieler anderer Städte war die Folge eines Krieges, den das nationalsozialistische Deutschland selbst angezettelt hat. Dieser Katastrophe fielen weltweit Millionen von unschuldigen Menschen zum Opfer - auf Schlachtfeldern bei Luftangriffen und in Konzentrationslagern.

Wer diesen Zusammenhang leugnet, zeigt eins: Ihm geht es nicht um die Opfer des Krieges, sondern darum, den 13. Februar 1945 für ideologische Zwecke zu missbrauchen. Die Erinnerung an alliierte Bombenangriffe dient der NPD nur als Vorwand, um die nationalsozialistischen Verbrechen zu verharmlosen. Gleichzeitig will die Partei damit die USA und Großbritannien als Vertreter der westlichen Demokratien verteufeln. Diese Art der Geschichtsklitterung zeigt, wes Geistes Kind die NPD wirklich ist.
schuetz.dieter@dd-v de