Karl Nolle, MdL
Freie Presse Chemnitz, 04.02.2005
Gefährdetes Lebenswerk: Auch bei Bank-Affäre entpuppt sich Milbradt als Zauderer
Kommentar von Hubert Kemper
Krisenmanager bewähren sich durch schnelles, konsequentes Handeln. Zauderer disqualifizieren sich, indem sie Probleme aussitzen wollen. Georg Milbradt verdankt seinen guten Start als Regierungschef dem tatkräftigen Handeln bei der Flut. Der dramatische Verlust seines Renommees geht auch auf das Konto seiner Personalpolitik. Mit Christine Weber und Horst Rasch berief er überforderte Minister und hielt so lange an ihnen fest, bis er selbst beschädigt wurde.
Ein Kurswechsel ist auch nach der Wahlschlappe nicht erkennbar. Milbradts Misstrauen stand einem großen Wurf im Wege. Sein Umfeld setzt sich aus alten Vertrauten zusammen. Frühere Originalität sucht man vergebens. So verwundert die Fehlerquote nicht. Manch öffentlicher Auftritt in den letzten Tagen machte deutlich, welche Spuren der Dauerstress hinterlassen hat. Eingeklemmt zwischen der Herausforderung durch den Rechtsradikalismus und die Krise in seiner eigenen Partei entscheiden die nächsten Wochen über die Zukunft des Ministerpräsidenten. Führungskraft in der CDU kann Milbradt nur dann zurückgewinnen, wenn er auch als Koalitionschef das Heft des Handelns in die Hand nimmt.
Die scheinbare Entmachtung seines Finanzministers lässt allerdings wenig Hoffnung aufkommen. Während der getreue Horst Metz das Ausmaß der Sachsenbank-Affäre nicht mehr verschleiern wollte, spielt Milbradt weiter auf Zeit. Mit fatalen Folgen für das Ansehen der Bank, aber auch das eigene Renommee. Sein Zaudern nährt den Verdacht, dass Milbradt und Sachsen-LB-Chef Michael Weiß untrennbar verbunden sind. Weil Weiß in Geschäfte für das Land einwilligen musste, die keine andere Bank eingehen wollte. Sachsens Sparkassen, die Milbradt zur Fusion gedrängt hat, müssen nun für wackelige Geschäfte der Großbank bluten. Das politische Lebenswerk des Ministerpräsidenten steht auf dem Spiel.