Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 08.02.2005

Stolzer Preis in schwachem Markt

Sachsen-LB. Hinter den Verkäufern der Ristow-Immobilien an eine Landesbank-Beteiligung stehen prominente Wirtschaftsvertreter.
 
Dresden. Als Ende 2002 der Hamburger Immobilienunternehmer Lutz Ristow bei der Landesbank Sachsen Girozentrale (Sachsen-LB) im Namen zweier Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) seinen Finanzierungsantrag stellte, fiel das Votum der Sachsen-LB-Kreditabteilung deutlich aus: „Unter den gegebenen Risikogesichtspunkten ist der vorstehende Antrag nicht vertretbar. Lediglich geschäftspolitische Erwägungen könnten u. U. eine Befürwortung dieses Engagements rechtfertigen.“

Diese „Erwägungen“ gab es. Auf dem Spiel stand die Gründung der Real Immobilien GmbH. Und dieses Unternehmen sollte laut einem Protokollauszug der Sachsen-LB-Kreditausschusssitzung vom 30. Januar 2003 helfen, „Wertberichtigungen im Immobilienportfolio der Bank zu vermeiden bzw. zu vermindern“. Die Real ist heute eine Tochter von Sachsen-LB (49 Prozent) und der Tegernsee Immobilien- und Beteiligungs-AG (TAG / 49,98 Prozent). Und deren Großaktionär und Vorstandschef ist wiederum Ristow. Er nutzte die Real-Gelegenheit, mit der „GbR Königsbrücker Straße 17“ in Dresden und der „GbR Inselstraße 22-26“ in Leipzig gleich zwei Immobilien loszuwerden. Zu beiden Objekten schrieben die Sachsen-LB-Experten in ihrer Kreditvorlage: Zwischen Kaufpreis, Verkehrswert laut Gutachten und Finanzierungshöhe sei ein akzeptables Verhältnis nicht gegeben.

Der Vorstand der Sachsen-LB finanzierte trotzdem. Am 27. März 2003 ging der Verkauf der Ristow-Immobilien über die Bühne.

Für das Dresdner Haus zahlte die Real mit Landesbank-Geldern gut 16,5 Millionen Euro; der Verkehrswert laut Kreditunterlagen betrug 3,63 Millionen Euro. Das Leipziger Objekt wechselte für 56,1 Millionen Euro den Eigentümer; der Verkehrswert belief sich auf 26,1 Millionen Euro. Als Sicherheit erhielt die Landesbank unter anderem eine zehnjährige Mietgarantie von Ristow, deren Nachhaltigkeit die Kreditexperten der Landesbank jedoch bezweifelten. Ihr Fazit: Auf „absehbare Zeit“ könnten keine Überschüsse erzielt werden. Die Sachsen-LB hat trotz der Bedenken ihrer eigenen Mitarbeiter finanziert. Spielte auch der Respekt vor großen Namen eine Rolle? Oder schlicht der Wunsch, im Konzert der Großen mitspielen zu wollen?

Die Gesellschafter der beiden GbR jedenfalls sind dort zu Hause – und sie werden nach dem 72,6-Millionen-Euro-Verkauf ihrer Ost-Immobilien wohl einen Tusch für die Real, Ristow und die Landesbank gespielt haben. Die SZ stellt sie Ihnen rechts im Kasten vor.
Von Ulrich Wolf