Karl Nolle, MdL
Freie Presse Chemnitz, 26.02.2005
SachsenLB: Schrecken mit Ende - Furioses Finale löst Erleichterung aus
Leitartikel von Hubert Kemper
Das Drama um die Sachsen-LB fand ein furioses Finale. Für die Verkündigung ihres Rücktritts im Landtag erhielten die skandalum-. witterten Vorstände Michael Weiss und Rainer Fuchs eine würdige Bühne. Der Ministerpräsident fungierte persönlich als Überbringer der Botschaft.
Zum Hochschaukeln bis zur politischen Affäre hat Georg Milbradt unfreiwillig beigetragen. Noch wenige Minuten vor seiner Mitteilung im Landtag hatte er in einem Interview mit der Freien Presse" Weiss als nahezu unverzichtbar für eine neue strategische Ausrichtung der Landesbank zusammen mit den sächsische Sparkassen bezeichnet. Diese Passage war hinfällig, nachdem der Ministerpräsident von der Staatsanwaltschaft Einzelheiten der Durchsuchung vom Vortag erhalten hatte.
Loyalität hält Milbradt als Tugend hoch. Doch Treue in Krisenzeiten darf keine Einbahnstraße sein. Den hoch dotierten Landesbänkern fiel es schwer, ihre Arroganz gegenüber den Kontrolleuren aus der Politik zu verhehlen. Michael Weiss mag fachlich ein großer Verlust sein. Unsensibel, wie er
SachsenLB: Furioses Finale löst Erleichterung aus seinen persönlichen Vorteil suchte und gnadenlos rund 100 leitende Mitarbeiter in die Wüste gejagt hatte, wird ihm wohl kaum jemand eine Träne nachweinen.
Das Ende mit Schrecken erleichtert vor allem den Finanzminister. Horst Metz hatte vor seinem Regierungschef die Flucht nach vorn antreten wollen. Während Milbradt die Negativmeldungen kleinredete, ahnte Metz, wie der Schaden für die Bank immer größer wurde. Politisch war Milbradt isoliert: In seiner eigenen Fraktion noch stärker als in der brav gewordenen SPD. Ein Untersuchungsausschuss wäre nicht mehr zu verhindern gewesen, nachdem die PDS ihre Oppositionsrolle nicht mehr der NPD überlassen wollte.
Milbradt, der Architekt der Sachsen-LB, hat die Kurve im allerletzten Moment genommen. Finanziell hat sich das Abwarten gelohnt. Mit ihrem Rücktritt ersparen Weiss und Fuchs der Bank millionenschwere Abfindungen. Zudem bieten sie die Chance eines raschen Neubeginns. Auf die strafprozessuale Aufarbeitung darf man gespannt sein. Sicher ist: Das unrühmliche Ende der Ära Weiss hat das Vertrauen in die Geld-Elite unseres Landes nicht gefördert.