Karl Nolle, MdL

Starnberger Merkur, 25.02.2005

Wirtschaftskrimi: Tutzinger kämpft gegen Landesbank

Schadenersatzklage über 140 Millionen Euro
 
VON LORENZ GOSLICH Tutzing - Ein Wirtschaftskrimi spielt sich zurzeit in Sachsen ab - und eine der Hauptpersonen ist ein Tutzinger. Ludwig Hausbacher, der in der Seegemeinde seit langem Leasinggeschäfte betreibt, fühlt sich von der Landesbank Sachsen (Sachsen-LB) ausgetrickst. Er bereitet gegen sie eine Schadenersatzklage über 140,5 Millionen Euro vor.

Hausbacher hatte im Jahr 2000 zusammen mit der Sachsen-LB die Mitteldeutsche Leasing AG (MDL) gegründet und in diese den Kundenbestand seiner Industrie- und Immobilien-Leasing AG (IIL) in Tutzing eingebracht. Die Sachsen-LB wurde Mehrheitsgesellschafter, IIL übernahm den Rest. Hausbacher wurde MDL-Vorstandssprecher.

Mit dem guten Einvernehmen war es aber bald vorbei. Es kam zu massiven Auseinandersetzungen über die Geschäftspolitik. Schließlich setzte die Sachsen-LB Hausbacher ab. Neu in den Vorstand berufen wurde Andrea Braun, die nicht nur von der Sachsen-LB kam, sondern pikanterweise die Lebensgefährtin von deren Vorstandsvorsitzendem Michael Weiss ist. Ihr lasten die Tutzinger die Verantwortung für Geschäftsverschlechterungen Luftnummer?

bei MDL an. Und der Sachsen-LB werfen sie vor, sie habe entgegen ursprünglichen Plänen Geld aus der MDL gezogen. Die Sachsen-LB wiederum bezeichnet die hohen Schadenersatzforderung der Tutzinger als "reine Luftnummer".

Unterdessen sind aber Originaldokumente verschwunden - ein Umstand, der den Verdacht auf Urkundenfälschung ausgelöst hat. Dies wiederum bestreitet Frank Steinmeyer, Sprecher der Sachsen-LB. Hausbacher, der in Tutzing inzwischen mit der Leasing Broker International AG (LBI) Projektfinanzierungen betreibt, fühlt sich durch Urteile in mehreren Gerichtsverfahren bestätigt.

Gestern wurde auf einer MDL-Hauptversammlung beschlossen, dass von der Sachsen-LB 6,2 Millionen Euro zurückgefordert werden sollen. Die Sachsen-LB selbst war als Betroffene nicht stimmberechtigt. Ihr Sprecher Steinmeyer hält eine kürzlich eingereichte "negative Feststellungsklage" dagegen, mit der die Rückzahlungsansprüche bestritten werden.

In Sachsen schlägt die Affäre immer höhere Wellen. Forderungen nach personellen Konsequenzen, einer Regierungserklärung von CDU-Ministerpräsident Georg Milbradt und einem Untersuchungsausschuss werden laut. SPD-Wirtschaftssprecher Karl Nolle spricht offen von einem "Komplott" bei der Landesbank, der Sächsische Rechnungshof soll die Bewertung der MDL prüfen. Und bei all dem wird der Name Tutzing in Sachsen inzwischen fast jeden Tag genannt.