Karl Nolle, MdL

Handelsblatt Nr. 043, 02.03.2005

SachsenLB sucht neuen Vorstandsvorsitzenden

Anteilseigner unterstützen Bank nach Rücktritten
 
FRANK MATTHIAS DROST HANDELSBLATT, 2.3.2005 BERLIN. Die Anteilseigner der Landesbank Sachsen Girozentrale (SachsenLB) stehen weiter zu ihrem Institut. Bei den geplanten Hilfen der sächsischen Sparkassen zur Verbesserung des Ratings werde es keine Abstriche geben, hieß es gestern nach der außerordentlichen Anteilseignerversammlung, die der sächsische Finanzminister Horst Metz (CDU) als Verwaltungsratsvorsitzender einberufen hatte.

Nach den Rücktritten des SachsenLB-Vorstandsvorsitzenden Michael Weiss und des Vorstandsmitglieds Rainer Fuchs ist die einzige neugegründete Landesbank in den neuen Ländern in eine Führungskrise geraten. Das Vorstandsquartett ist auf ein Duo geschrumpft. Erwartungsgemäß bestimmte die Anteilseignerversammlung den langjährigen Finanzvorstand Hans-Jürgen Klumpp zum Interimschef. Der 57jährige Manager fungiert als Vorstandssprecher. Ein neuer Vorstandsvorsitzender solle "zügig" benannt werden, hieß es in einem Statement der Anteilseigner.

Die Ex-Vorstandsmitglieder Weiss und Fuchs zogen am vergangenen Freitag die Konsequenzen aus dem anhaltenden Streit um die SachsenLB-Tochter MDL Mitteldeutsche Leasing AG. An der MDL ist die SachsenLB zu 51 Prozent beteiligt, die Tutzinger IIL Industrie- und Immobilien-Leasing GmbH zu 49 Prozent. IIL-Eigner Ludwig Hausbacher und SachsenLB fechten mehrere Rechtsstreitigkeiten aus. Zuletzt kamen Zweifel auf, ob die SachsenLB ihre Mehrheitsbeteiligung an der MDL im Rahmen einer geplanten Kapitalerhöhung rechtzeitig nach dem Aktiengesetz gemeldet hat. Die MDL wirft der SachsenLB vor, eine Meldung gefälscht zu haben. Nach einer Durchsuchung der SachsenLB-Büroräume durch die Staatsanwaltschaft warfen Weiss und Fuchs das Handtuch. Bei den Streitigkeiten hatte Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) sie zuvor stets in Schutz genommen. Doch die Geduld des Regierungschefs wurde zu arg strapaziert.

Noch sieht die Ratingagentur Standard & Poor s (S&P) die Querelen gelassen. "Die personellen Veränderungen an der Spitze der SachsenLB haben für sich keine Konsequenzen für das Rating", sagte S&P-Analyst Bernd Ackermann dem Handelsblatt. Bei einem von S&P durchgeführten Rating, das den Wegfall der Staatsgarantien wie Anstaltslast und Gewährträgerhaftung Mitte Juli 2005 vorwegnahm, schnitt die SachsenLB mit einem BBB+ am schlechtesten von allen Landesbanken ab. Ein schlechtes Rating senkt die Bonität und verteuert die Refinanzierung.

Im Januar hatten sich die Eigner der SachsenLB auf Hilfen für die SachsenLB verständigt: Die Träger der großen sächsischen Sparkassen und der Freistaat Sachsen, die durch die Sachsen-Finanzgruppe (SFG) 82 Prozent der Anteile an der SachsenLB halten, wollen eine Kapitalerhöhung durchführen. Doch dann erfolgten die Rücktritte auf Vorstandsebene.

"Wenn die Vorgänge in der Vorstandsspitze die notwendigen strategischen Entscheidungen verzögern würden, die auf eine verbesserte Kooperation zwischen Sparkassen und Landesbank abzielen, wäre das negativ", warnte S&P-Analyst Ackermann. Neben einer Kapitalerhöhung würde er auch eine stärkere Verzahnung der SachsenLB mit den Sparkassen positiv bewerten, auch wenn das Geschäftspotenzial für die Landesbank in Sachsen begrenzt sei. Doch auch die Sparkassen müssten ihre Leistungen verbessern.

Finanzminister Metz ist sich des Ernstes der Lage bewusst: "In den nächsten Wochen und Monaten werden wir notwendige Entscheidungen über die Strategie der SachsenLB treffen." Die SFG tagt am sieben März erneut.