Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung am Sonntag, 06.03.2005

Störung der Winteridylle und ein Protest

Wegen internen Streits wolten die Rechtsextremen unter sich bleiben. Es gelang nicht.
 
Nach außen zeigen sich die NPD-Vertreter in Sachsen gern als unteilbare Truppe. Intern aber wuchsen die Konflikte bei den Rechtsextremen. Auch weil ihr Landesvorstand ahnte, dass der Streit dies mal offen ausbrechen dürfte, hatte er vor dem gestrigen Parteitag eine Nachrichtensperre zu verhängen versucht. Nur der lokalen Polizei schickte er Freitag das Tagungsprogramm, falls unerwartete Proteste sein Bedürfnis nach Schutz wecken sollten.

Doch die Sperre funktionierte nicht, der Ort des Geschehens wurde bekannt: der Gasthof in Neundorf, Ortsteil von Wiesa bei Annaberg im Erzgebirge, wo die NPD schon im November 2003 tagte. Ein Winteridyll mit schmucken Häuschen, Bäcker. drei Kneipen, Friseur, Bürgerinitiative, Jugendclub, Feuerwehr, Gesangsverein, Senioren-, Sport-, Schnitz-, Klöppel und Geflügelzüchterverein.

Verärgert vom Auftauchen der Presse wurde Landesvize Jürgen Schön bereits tätlich, bevor die 77 Delegierten, viele mit Anzug, alle älter als 30, keine in Springerstiefeln, zu tagen begannen. Er stieß Autor und Fotograf von der Schwelle.

Im Saal gerieten die Rechten doch in Streit. Erst leugneten sie, dass gegen den Parteichef Winfried Petzold eine Kampfkandidatur ansteht, den die radikalen Jungabgeordneten aus den alten Ländern um Fraktionschef Holger Apfel für zu weich halten. Dann trat Landesvize Klaus-Jürgen Menzel, der eine Karriere bei den westdeutschen Rechten hinter sich hat, doch gegen Petzold an. Er erhielt nur 23 gegen 52 Stimmen. Aber nun formal bleibt Petzold Chef.

Den NPD Laden führen soll Apfel gab Peter Marx, der von der Saar geborgte Leipziger Bürgermeisterkandidat und Ideologe der NPD zu verstehen. Er und Bundeschef Udo Voigt klagten auch: Sie wollen lieber Publikum in Wiesa, da Sachsen Basis für die Bundestagswahl sein soll. Voigt merkt spitz an es könnte mehr sein was die NPD in Sachsen schafft.

Sie will nun eine kommunalpolitische Vereinigung gründen, träumt von „1000 Mandatsträgern“ im Land. Geschafft hat die NPD in Neundorf immerhin, den Gasthof zu mieten. Mit Büros gelingt ihr das fast nie.

Und auch in Neundorf erlebt sie erstaunt Protest: Der Fleischer des Dorfes stellte sich spontan mit durchgestrichenem Hakenkreuz vor den Gasthof ihm folgten der Fahrlehrer und ein Rentner. Sie ehrten Wiesa, wo schon bei der Europawahl 149 Leute für die NPD stimmten. (rh,stm)