Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 14.03.2005
Nolle, fass!
Kommentar von Gerhard Jakob
Kneipp-Kuren sollen ja gesund sein. Doch die abrupten Wechselgüsse von warm und kalt sind erst mal verdammt unangenehm. Thomas Jurk, SPD-Chef und frisch gebackener Vize-Ministerpräsident, macht so eine Kur gerade mit: Sobald sein alter Parteifreund Karl Nolle das Wort ergreift, läuft es Jurk heiß und kalt den Rücken runter. Denn Nolle kann einfach nicht anders, er muss seine Finger in offene Wunden legen, Koalitionsräson hin oder her. Die Causa Sachsen LB ist da nur das jüngste Beispiel.
Dass Nolle bei seiner Wadelbeißerei irgendwie immer CDU-Politiker zwischen die Zähne bekommt, halten seine parteiinternen Kritiker mittlerweile für Pawlow'sche Konditionierung. Gleichzeitig versuchen sie verzweifelt, dem streitbaren Schwergewicht beizubringen, dass unter den derzeitigen Koalitionsverhältnissen Unions-Christen doch auch irgendwie zu den „Guten" gehören.
Doch das nervöse „Aus! Lass aus, Karl!” Gezische unter den Genossen muss fruchtlos bleiben. Bringen Sie einem Terrier mal bei, dass die Wurstjetzt sein Freund ist. Bei einem wie Karl Nolle hilft nur eins: Machenlassen, der kann nicht anders. Und das ist ja auch gut so.
Denn die Angst der Genossen, Nolle könnte durch unbotmäßiges Verhalten die dünnen Koalitionsbande beschädigen, ist unbegründet. Im Gegenteil. Die Regierungsbeteiligung ist vielen SPDlern noch lange nicht grün. Sie fürchten faule Kompromisse und den Gesichtsverlust durch Duckmäusertum gegenüber dem „großen" Koalitionspartner. Ein lautstarker Nolle ist Balsam auf die wunde Parteiseele, trägt so zur Stärkung von Partei und damit auch der Regierung bei.
Nein, Nolle muss bleiben dürfen, wie er ist. Und Parteichef Jurk muss die Spielregeln in der SPD dem Koalitionspartner CDU in aller Ruhe verklickern. Dann wird alles gut - auch wenn's manchmal verdammt unangenehm ist.
Bericht Seite 10