Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 19.03.2005

SachsenLB-Skandal: Wurde da geschmiert?

 
LEIPZIG - Die Immobiliendeals der Landesbank-Tochter Real Immobilien GmbH weiten sich zu einem ungeheuerlichen Kriminalfall aus. Bei der Sächsischen Staatsregierung sind Hinweise auf einen Bestechungsskandal eingegangen. Im Mittelpunkt: der geschasste Landesbank Chef Michael Weiss und der Hamburger Immobilien-Kaufmann Lutz Ristow.

Die Anzeige ging bei der Staatsregierung bereits Anfang des Monats ein. Auf drei Seiten teilte ein mit der Interna der Sächsischen Landesbank (SLB) offensichtlich bestens vertrauter Insider Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) anonym mit, dass bei der SLB-Tochter Real wirtschaftlich in Not geratene Immobillen des Geschäftsmannes Lutz Ristow umfinanziert wurden. Und zwar auf Risiko der SLB, die den Ankauf der beiden überschuldeten Immobilien Reclam-Carre Leipzig und ein Dresdner Bürohaus - mit einem Kredit in Höhe von 76,14 Mio Eure finanzierte (Morgenpost berichtete).

Im Gegenzug, so der ungeheuerliche Vorwurf, sollen Ristow und dessen Geschäftspartner dem Landesbank-Chef eine Geldzuwendung in Aussicht gestellt haben. In seiner Anzeige, die der Morgenpost vorliegt, behauptet der Anonymus, dass er in einem Gerichtsverfahren schriftlich beweisen könne, dass "... ein 6-stelliger Betrag über ausländische Firmen an einen noch vom ehemaligen SachsenLB-Vorstand Weiss zu benennenden Dritten" zu zahlen sei.

Obwohl es sich um ein anonymes Schreiben handelt, scheint Ministerpräsident Milbradt die Sache ernst zu nehmen. Wir haben den Brief zur Stellungnahme an das Finanzministerium weitergeleitet", sagte Regierungssprecher Christian Striefler. Dort reichte man das Schreiben allerdings einfach an die SLB weiter. Und deren Stellungnahme kam gestern in Form einer Gegenstrafanzeige gegen Unbekannt. „Die erhobenen Vorwürfe gegen die SachsenLB und ihre Mitarbeiter sind infam und entbehren jeder Grundlage", heißt es in einer Erklärung der Bank.

Mit dem Bestechungs- und Verleumdungsvorwürfen muss sich nun die Staatsanwaltschaft Leipzig befassen. Ex-Landesbänker Weiss und Immobilienmulti Ristow waren für Stellungnahmen gestern nicht zu erreichen. -bi.-