Karl Nolle, MdL
Börsen-Zeitung, Nr. 64 Seite 4, 05.04.2005
Sachsen LB-Eigner vertagen Entscheidungen
S & P durchkreuzt Pläne - Eigenkapitalzuschuss wieder offen - Suche nach tragfähigem Geschäftsmodell
Börsen-Zeitung, 5.4.2005 ge Berlin - Entgegen den zuletzt gehegten Erwartungen konnten sich die Eigner der Sachsen LB gestern nicht auf konkrete Hilfsmaßnahmen für die unter einem schlechten Rating leidende Landesbank einigen. Zwar sei das geplante Unterstützungspaket bestätigt worden, hieß es nach der Anteilseignerversammlung. Statt belastbarer Zusagen wurden jedoch nur neue Arbeitsaufträge an die Vorstände von Landesbank und Sachsen-Finanzgruppe vergeben.
Ursache dieses Abrückens von bereits weitestgehend ausgehandelten Verträgen zwischen Sparkassen und Landesbank - die in der Sachsen-Finanzgruppe verkuppelt sind - dürfte das harsche Zurückweisen der ursprünglichen Pläne durch Standard & Poor's (S & P) sein. Bislang hatten die Sachsen gehofft, die von der Ratingagentur geforderte Aufstockung des Eigenkapitals auch in Form von Anleihen gewährleisten zu können, die die Sparkassen begeben und deren Erlöse sie der Sachsen LB zur Stärkung ihrer Eigenmittel zur Verfügung stellen. Dagegen fordere S & P statt eines Darlehens "echtes" Kapital, verlautete nach dem Treffen aus dem Umfeld der Landesbank. Die Entscheidung über einen Kapitalzuschuss von wahrscheinlich (deutlich) unter den zuletzt genannten 400 Mill. Euro kann freilich frühestens auf der nächsten Anteilseignerversammlung Mitte Juni gefällt werden - etwa einen Monat vor dem Auslaufen der staatlichen Haftungsgarantien. Damit ist klar, dass die einzige ostdeutsche Landesbank mit ihrem ungenügenden "BBB +"-Schattenrating in die neue Ära starten muss. Der daraus resultierende Refinanzierungsengpass dürfte sich allerdings erst in gut einem Jahr zu einer Ergebnisbelastung auswachsen, glauben Beobachter. Bis dahin hofft die Landesbank, das angestrebte Single-"A"-Rating erhalten zu haben.
Bei Refinanzierung einig
Einigkeit scheint dagegen auf dem Anteilseignertreffen bei der Refinanzierung erzielt worden zu sein. Dem Vernehmen nach haben sich alle acht in der Finanzgruppe vereinten - hoch passivlastigen - Sparkassen bereit erklärt, 6 bis 7 Mrd. Euro gegen eine marktgerechte Verzinsung der Sachsen LB zur Verfügung zu stellen. Andererseits solle der Vorstand zusammen mit der Unternehmensberatungsfirma Droege ein "tragfähiges Geschäftsmodell" für das Institut vorlegen, hieß es nach dem Treffen weiter. Dafür dürfte einerseits das (lukrative) Finanzmarktgeschäft in Irland durchleuchtet werden. Zusätzlich soll die mögliche Zusammenarbeit mit anderen Landesbanken sondiert werden, um Kosten im Umfang von bis zu 10 Mill. einzusparen. Ein Verkauf dürfte frühestens der zweite Schritt sein, verlautete ergänzend.
Einheitliche Risikosteuerung
Zugleich sollen die Verantwortlichen - wie schon wiederholt gefordert - die Zusammenarbeit zwischen Landesbank und Sparkassen stärken und ein einheitliches Risikosteuerungssystem aufbauen. Damit soll unter anderem die von vielen beklagte unzureichende Risikotransparenz - speziell des Dubliner Geschäfts - erhöht werden. Der sächsische Finanzminister und Vorsitzende der Anteilseignerversammlung, Horst Metz, versprach, die Einzelheiten der Kapitalzufuhr "zeitnah" zwischen allen Beteiligten zu klären. Insgesamt sieht er die Landesbank nach der grundsätzlichen Klärung allerdings "auf gutem Kurs".
Ulli Gericke, Berlin