Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 19.04.2005

„Jetzt weiß ich, es reicht“

Wolfram Köhler gibt sein CDU-Mandat im Landtag nach acht Monaten auf.
 
Herr Köhler, Sie wollen nicht mehr Abgeordneter sein. Was gibt es denn Besseres zu tun?

Mein Handtuchwurf hat für mich etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. Ich bin mit ganz anderen Vorsätzen angetreten. Ich wollte etwas bewegen. Doch nun bezweifle ich, dass dies möglich ist in einem Landesparlament, in dem zum Beispiel oft über Themen wie Europa oder Bundespolitik eifrig debattiert wird, auf die man aber keinerlei Einfluss hat. Die Frage, wie weit ein Abgeordneter heute von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realität entfernt ist, hat mich immer stärker gequält. Jetzt weiß ich, es reicht.

Das ahnten Sie alles vor acht Monaten noch nicht?

Dass man sich so langweilig fühlt, nein. Auch nicht, dass ein Landtag mit sechs Fraktionen alles nur noch viel schwerer macht.

Ihren Wahlkreis eroberten Sie per Kampfkandidatur vom damaligen Ausländerbeauftragten Heiner Sandig (CDU). Jetzt der Rücktritt. Also alles umsonst?

Nein, ich habe das auch für mich selbst gebraucht. Vor allem nach meinem Abgang als Oberbürgermeister in Riesa hatte ich immer das Gefühl, einfach nichts mehr selbst entscheiden zu können. Ich habe jetzt aber kein schlechtes Gewissen. Die Kandidatur für den Landtag war ehrlich, und sie wurde durch eine ehrliche Abstimmung entschieden.

Ex-OB, Ex-Olympia-Staatssekretär, Ex-Abgeordneter. Ist die Zeit jetzt reif, um sich endlich auch als OB-Kandidat in der Landeshauptstadt zu engagieren?

Ein Wolfram Köhler sagt niemals nie, obwohl ich entsprechende Pläne nicht habe.

Sie bleiben in Sachsen und in der Politik?

Riesa liegt bekanntlich in Sachsen. Außerdem habe ich kein Interesse, aus der CDU auszutreten. Es gibt das ein oder andere Projekt, bei dem ich mich engagieren werde.

Das Gespräch führte Gunnar Saft