Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 04.05.2005

Architekt sagt adieu

Sparkassen-Chef Herbert Süß legt zum Abschied eine saubere Bilanz vor.
 
Ganz Deutschland macht sich Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit der Sparkassen. Barbara Hendricks, Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, regt an, die öffentlich-rechtlichen Institute für private Geldgeber zu öffnen. Hypovereinsbank-Chef Dieter Rampl hört das gerne; er liebäugelt damit schon lange. CDU und FDP in Schleswig-Holstein planen die Teilprivatisierung der Sparkassen zumindest in Schleswig-Holstein. PDS und SPD wiederum verhindern einen Verkauf der Sparkasse Stralsund. In Hessen soll die Landesbank die kranke Frankfurter Sparkasse übernehmen.

Herbert Süß, Vorstandschef der Ostsächsischen Sparkasse Dresden (OSD), lehnt sich bei solchen Debatten entspannt zurück. Dann folgt sein schelmisches Lächeln, das ausdrückt: „Was wollt ihr alle? Seht her, was wir gemacht haben!“

In 14 Jahren entwarf Süß ein öffentlich-rechtliches Haus, das heute zu den zehn größten Sparkassen Deutschlands gehört: die Ostsächsische Sparkasse Dresden. „Ich kann mich mit gutem Gewissen verabschieden“, sagte der 65-Jährige gestern auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz in Dresden.

Maßgeblich unterstützt von seinem designierten Nachfolger Joachim Hoof hatte Süß eine Sparkasse geformt, deren Geschäftsgebiet etwa so groß ist wie Mallorca. Zur Freude übrigens von Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU), der aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit schon seit längerem ein Sachsen mit „höchstens fünf oder sechs Sparkassen“ wünscht. Nirgendwo im Freistaat ist des Ministers Wunsch so weit Wirklichkeit geworden wie in Ostsachsen. Auch das mag mit ein Grund sein, warum Süß sein Bankerleben um „ein, zwei Jahre“ verlängern soll, um die Geschicke der angeschlagenen Landesbank Sachsen in die Hand zu nehmen. „Ich kann mir das vorstellen“, bestätigt Süß. „Entscheiden aber müssen die Gremien“.

Klar ist hingegen, dass für die OSD 2004 ein gutes Jahr war. Der Überschuss verdreifachte sich (siehe Kasten). Allerdings auch „wegen einer ordentlichen Steueroptimierung“, wie Süß zugibt. Im Klartext: Die Sparkasse hat kräftig Steuern gespart. 2003 waren es noch 22 Millionen Euro; im vorigen Jahr nur 7,7 Millionen Euro. Der Überschuss wäre noch höher ausgefallen, wenn nicht die Fusion mit der Sparkasse Elbtal-Westlausitz statt der geplanten fünf de facto elf Millionen gekostet hätte. Süß begründete dies mit einem „technisch und personalwirtschaftlichen tabula rasa“. Der Zusammenschluss forderte seinen Tribut: Nicht nur die neuen Kontonummern und Sparkassenkarten für 300 000 Dresdner Kunden verschlangen Geld; 200 Mitarbeiter verließen das Haus, zum Teil mit Abfindungen.

Den Wertverlust ihrer Sicherheiten sowie Anzahl und Höhe ihrer wackligen Kredite scheint die OSD im Griff zu haben. Die dafür vorsorglich zurückgestellte Summe verringerte sich um 39 Prozent, auf rund 30 Millionen Euro. „Wir sind damit auf einem für Ostdeutschland ordentlichen Niveau“, so Süß. Die Rendite kann sich ebenfalls sehen lassen: An jedem Euro Eigenkapital verdient die OSD 10,1 Cent.

Hypovereinsbank-Chef Rampl, der so gerne eine Sparkasse möchte, muss noch lange strampeln, bis er in der Lage ist, eine solche Rendite zu erwirtschaften.
Von Ulrich Wolf