Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 26.02.2004

Leasingtochter kostet Landesbank elf Millionen Euro

Sachsen LB schreibt MDL ab und verteidigt sich
 
Leipzig. Auf der Internet-Seite hört sich die Firmengeschichte sehr erfolgreich an: "Im Juni 2000 als Tochter der Landesbank Sachsen gegründet, gehört die MDL Mitteldeutsche Leasing AG heute zu den wachstumsstärksten Leasingunternehmen Deutschlands." Landesbank-Chef Michael Weiss schreibt die Erfolgsgeschichte jetzt allerdings ab: Der Wert der 51-prozentigen Beteiligung der Sachsen LB an dem Unternehmen wurde auf Null gesetzt. Der Abschreibungsbedarf für 2003 wird mit elf Millionen Euro beziffert. Die Gesellschaft habe seit der Gründung Verluste geschrieben, sagte Weiss. Zudem gebe es bei keiner Bank mehr Refinanzierungslinien.

Die Ursachen für diese Entwicklung lastet die Sachsen LB allerdings nicht Andrea Braun an. Die Lebensgefährtin von Weiss war Anfang 2003 in den Vorstand der MDL berufen worden und ist seit April 2003 Alleinvorstand der Gesellschaft. Der Wechsel von Braun von der Landesbank zum Tochterunternehmen erfolgte auf Druck des damaligen Finanzministers Thomas de Maziere (CDU), da die private Liason zwischen Braun und Weiss in der Bank zu einer schlechten Stimmung geführt hatte. Über die MDL wurde auch der Dienstwagen - ein Mercedes S 600 mit einem Neuwert von über 140 000 Euro - für Weiss geleast, der im Brennpunkt von Vorwürfen steht. Der Vorstand versuchte bei einem Pressegespräch am Dienstagabend, diese auszuräumen - Kameras und Mikrofone waren dabei allerdings nicht zugelassen. Denen entgingen Äußerungen von Weiss wie: "Es ist klar, dass wir uns keinen Maybach oder Ferrari leisten." Es würden "übliche" Dienstwagen von Vorständen gefahren. Eine Umfrage der "Welt" ergibt allerdings, dass Weiss sich im Vergleich mit seinen Dienstkollegen einen ungewöhnlich teuren Wagen leistete. So kostete der Audi A 8 vom Vorstandschef der Landesbank Nordrhein-Westfalen lediglich 69 554,98 Euro.

Insgesamt versucht die Landesbank offensichtlich, Verantwortung auf den vormaligen MDL-Chef Ludwig M. Hausbacher abzuwälzen. Noch in seiner Zuständigkeit sei im Februar 2003 das Leasing-Angebot vorgelegt und angenommen worden. Zum Zeitpunkt des Abschlusses im Juli 2003 war allerdings Andrea Braun bereits Alleinvorstand der MDL. Hausbacher hatte nach "Aufräumarbeiten von Frau Braun" (Landesbank-Vorstand Rainer Fuchs) das Haus verlassen. Zu konkreten Vorwürfen machte die Bank allerdings keine Angaben. Es sei jetzt ein Gutachten erstellt worden, zu dem Hausbacher Stellung nehmen soll. Dass die "Anhaltspunkte" erst ein Jahr später geprüft worden seien, darin sieht die Bank "keinen Belang". Auch nicht darin, dass mit dem Gutachten Ernst & Young beauftragt wurde - die gleiche Gesellschaft, die auch die Vorwürfe gegen die Sachsen LB prüfen soll.

Dazu gehört der Auftrag von Landesbank-Vorstand Rainer Fuchs an Detektiv Jens-Uwe Wittig, um mögliche Betrügereien ehemaliger Mitarbeiter zu überprüfen. Dies sei für das "mildere Mittel" gehalten worden, sagte Fuchs auf die Frage, warum die Sache nicht der Staatsanwaltschaft übergeben worden war. Er wies zugleich zurück, dass dabei auch Telefone abgehört werden sollten. Warum dem Detektiv dann Telefonnummern der Betroffenen übermittelt wurden, dazu äußerte sich Fuchs nicht weiter. Auch nicht dazu, warum er keine Entschuldigung bei den Betroffenen für nötig hält, obwohl die Überprüfung nach seinen Aussagen keine "belastbaren Ergebnisse" gebracht hat.
Sabine Schanzmann