Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 14.06.2005

Rückfahrkarte für geschasste Managerin

 
Leipzig/Dresden. Gute Beziehungen schaden nie. Für Andrea Braun könnten sie sich auch in Zukunft in klingender Münze auszahlen. Die Bankerin klagt vor dem Leipziger Arbeitsgericht gegen ihre fristlose Kündigung als Chefin der Landesbank-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG. Der erste Verhandlungstermin ist für den kommenden Montag anberaumt.

Er könnte einen tiefen Einblick in das gewähren, was der SPD-Wirtschaftsexperte Karl Nolle "Selbstbedienung, Untreue und Mätressenwirtschaft" bei der Landesbank nennt. Denn Brauns wohl größter Trumpf in der Auseinandersetzung dürfte ein von den im Februar geschassten Landesbank-Managern Michael Weiss und Rainer Fuchs unterzeichnetes Schreiben sein. Darin erklärt sich die Bank bereit, "Ihnen eine zum Zeitpunkt Ihres Ausscheidens aus der Sachsen LB innegehabte, gleichdotierte Position zur Verfügung zu stellen, sofern innerhalb der nächsten 5 Jahre (...) Ihr Dienstvertrag mit der Mitteldeutschen Leasing AG oder einem Rechtsnachfolger endet."

Der Brief vom 10. Oktober 2002, der dieser Zeitung vorliegt, ist pikant. Denn Sachsens Innenminister Thomas de Maiziére (CDU), damals für das Finanz-Ressort zuständig und qua Amt Verwaltungsrats-Vorsitzender der Bank, hatte zuvor nach eigenen Angaben Druck auf Landesbank-Chef Weiss ausgeübt, Braun aus dem Institut zu entfernen. Denn die gebürtige Baden-Württembergerin war zu diesem Zeitpunkt bereits geraume Zeit Lebensgefährtin des mittlerweile ehelmaligen Sachsen-LB-Chefs. Dass Weiss seine Freundin dann lediglich auf den Chefsessel einer Tochtergesellschaft hievte und ihr mit seiner Unterschrift eine komfortable Rückfahrkarte mit auf den Weg gab, wollte de Maiziére gestern nicht erneut kommentieren. Karl Nolle ist da weniger zurückhaltend: "Die Sache riecht gewaltig."
Lars Radau