Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 28.06.2005

Untreue-Verdacht gegen Ex-Vorstand

 
Leipzig. Im Streit um die Landesbank-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG (MDL) hagelt es weiter Strafanzeigen gegen ehemalige Verantwortliche der Firma. Wie ein Sprecher gestern bestätigte, liegt der Leipziger Staatsanwaltschaft seit Ende vergangener Woche eine weitere Untreue-Anzeige gegen den ehemaligen Landesbank-Vorstand und MDL-Aufsichtsratschef Rainer Fuchs vor.

Dreh- und Angelpunkt ist ein Schreiben vom Juni 2003, in dem Fuchs der mittlerweile fristlos gekündigten MDL-Chefin Andrea Braun mitteilt, dass ihr Jahresgehalt zum 1. Juli 2003 auf einen Brutto-Betrag von 200 000 Euro steigt. In dem als "persönlich/vertraulich" gekennzeichneten Brief an Braun, der dieser Zeitung vorliegt, heißt es, "im Hinblick auf Ihr Engagement seit Ihrem Dienstantritt" habe "der Aufsichtsrat am 26. 5. 2003" beschlossen, die Vergütung zu erhöhen. Zuvor hatte Braun für eine Vier-Tage-Woche als MDL-Chefin ein Jahresgehalt von 157 000 Euro bekommen - plus einer arbeitsvertraglich für die ersten drei Jahre fixierten Bonus-Zahlung von je 30.000 Euro.

Auf Fuchs' Unterschrift unter diesem Schreiben stützt der MDL-Minderheitsgesellschafter, die Tutzinger Industrie- und Immobilien-Leasing (IIL), nun die Anzeige. Das ebenfalls von Fuchs unterzeichnete Protokoll jener Aufsichtsratssitzung vom 26. Mai 2003 weise keinen Beschluss über die Gehaltserhöhung aus. Damit, schreiben die IIL-Anwälte, bestehe der Verdacht, dass Aufsichtsratschef Fuchs "ohne entsprechenden Beschluss des Aufsichtsrates das Gehalt der Lebensgefährtin seines Vorstandsvorsitzen-den (...) erhöht" habe. Andrea Braun ist mit dem ehemaligen Landesbank-Chef und Fuchs-Vorgesetzten Michael Weiss liiert. Die Gehaltserhöhung sei als "Untreue zu Lasten der MDL" zu werten, zumal für solche Fragen der gesamte Aufsichtsrat zuständig gewesen sei.
rad