Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 11.07.2005
MDL weniger wert als vermutet
Leipzig. Der Wert der Mitteldeutschen Leasing AG (MDL) ist offenbar weit geringer als bisher aus bekannt gewordenen Gutachten hervorgeht. Das zeigen Unterlagen, die dieser Zeitung vorliegen.
Danach wird der Sachsen-LB-Tochter von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young für das Jahr 2002 sogar ein negativer Substanzwert von 3,3 Millionen Euro bescheinigt.
Über die Bewertung streitet sich die Sachsen LB, die 51 Prozent der Aktien hält, mit ihrem Mitgesellschafter, der Industrie- und Immobilienleasing GmbH (ILL). Die ILL hat die Landesbank beim Landgericht Leipzig auf mehr als 140 Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Ihr Chef, Ludwig M. Hausbacher, behauptet, der Wert der MDL im Jahre 2002 habe mehr als 360 Millionen Euro betragen.
Heute wird dies auch ein Punkt im Untersuchungsausschuss des sächsischen Landtages sein. Dort ist der bayerische Unternehmer Hausbacher als Zeuge geladen, um über die Turbulenzen der Sachsen-LB-Tochter auszusagen. Ein zentraler Punkt dabei wird auch ein Wertgutachten vom Landesrechnungshof sein, das vom Haushalts- und Finanzausschuss des Landtages in Auftrag gegeben worden war. Darin wird der Wert des Unternehmens kurz vor Ausbruch des Gesellschafterstreites im ersten Halbjahr 2003 mit maximal 5,4 Millionen Euro angegeben.
Von großer Brisanz in dem Gutachten ist auch ein bislang unbeachteter Anhang eines MDL-Vorstands-Exposees, aus einer Zeit, in der Hausbacher noch Chef des Unternehmens war. In einer Selbsteinschätzung vom 19. September 2002, die den Titel "Bericht über die Lage der MDL per 31. 08. 2002 - Qualität steigern - Kosten senken" trägt, ist der angegebene Substanzwert des Leasing-Unternehmens praktisch deckungsgleich mit der Bewertung des Landesrechnungshofes. Eine Hauptaussage des MDL-Papiers ist, dass für das gesamte Geschäftsjahr 2002 ein Verlust von zwei Millionen Euro prognostiziert wurde. Der Substanzwert wird "optimistisch" mit 5,4 Millionen Euro angegeben. Diese Einschätzung ist nach Informationen dieser Zeitung auch in eine Kreditvorlage eingeflossen, über die der Vorstand der Sachsen LB im Dezember 2002 zu entscheiden hatte.
(bos)