Karl Nolle, MdL

Freie Presse Chemnitz, 14.07.2005

Falle Raucherlounge - Pannen-Management um Sachsen-LB trifft nicht nur Metz

Leitartikel von Hubert Kemper
 
Kommunikativ sind sie beide: Horst Metz, Sachsens Finanzminister, und Andreas Waldow, Schwiegersohn von Kurt Biedenkopf. Kein Wunder, dass sie weit nach Mitternacht noch interessanten Gesprächsstoff fanden, als die meisten Gäste inklusive ihrer Gattinnen den Presseball längst verlassen hatten. Metz, Kassenwart des Freistaates, und Waldow, Sprecher seines Kontrahenten Ludwig Hausbacher, hatte das Thema Geld das Gefühl für die Zeit geraubt.

Die Erinnerung an edle Zigarren in der Raucherlounge und Cuba Libre als Absacker am frühen Morgen hätte für Metz ungetrübt bleiben können, wäre der Gesprächsstoff nicht so brisant und der Gesprächspartner so diskret wie er selbst gewesen. Es ging um hohe Millionenbeträge, die Waldows Brötchengeber Hausbacher von der Landesbank fordert. Wie geschickt und frei von Skrupeln Waldow den Kampf um Hausbachers verletzte Ehre und verlorenen Einfluss bei seiner Leasing-Gesellschaft durchficht, musste Metz wissen. Mit Hilfe des inzwischen außer jede Kontrolle seiner SPD geratenen Abgeordneten Karl Nolle hat Waldow die Machenschaften der früheren Landesbank-Manager ebenso aufgedeckt wie seinen Schwiegervater Kurt Biedenkopf mit der Weitergabe eines vertraulichen Briefes an seinen Nachfolger Georg Milbradt diskreditiert.

Es wird sich nie aufklären lassen, wer wen in dieser Nacht angesprochen hat. Geschweige denn, was abgesprochen worden ist. Die detaillierte Wiedergabe der Unterredung lässt nicht nur Schlüsse auf die raffinierten Methoden Hausbachers zu, der damit erneut für eine gerichtliche Festsetzung des Wertes seiner Anteile punktete. Sie nährt auch Zweifel an der Professionalität des Finanzministers.

Überraschen kann die Zuspitzung der Affäre um die Sachsen-LB nur, wenn man die bisherige Pannenserie ausblendet. Metz, der jetzt im Regen steht-, hat viel zu lange als treuer Paladin einem Ministerpräsidenten gedient, der in politisch selbstzerstörerischer Treue alle Warnungen über die Vorgänge in der Landesbank ignoriert hatte. In sein abgrundtiefes Misstrauen gegen Biedenkopf hat Milbradt auch dessen Freund Hausbacher einbezogen. Lieber vertraute er dem inzwischen geschassten Vorstandschef Weiss, als jenem Mann, der mit seinen exzellenten Kontakten Sachsen gute Geschäfte zuführte, und seiner fachlich überforderten Geliebten Andrea Braun.

Früher als Milbradt wollte Metz bei der Sachsen-LB die Notbremse ziehen. Der Regierungschef bremste ihn aus. Besser beraten als vorher hält er sich heute aus der öffentlichen Debatte heraus. Von der Mitverantwortung für das miserable Krisenmanagement entbindet ihn das nicht. Nun muss Metz das Elend allein managen und mag dabei an sein Alter und ein ruhigeres Leben denken. Die Spekulationen im Landtag visieren Januar zoo6 an. Dann ist er drei Jahre und 270 Tage im Amt - und ist als Minister pensionsberechtigt.