Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 24.08.2005
Wahlkämpfer Nitzsche sorgt für Kritik in der CDU
Widerspruch. Erste Christdemokraten fordern den Verzicht auf eine rechtslastige Wahlparole.
Die bundesweite Kritik an der Wahlkampfparole des CDU-Bundestagsabgeordneten Henry Nitzsche aus Oßling (Kamenz) hält an.
Erstmals fordern nun auch sächsische Christdemokraten von Nitzsche, künftig auf die Parole „Arbeit, Familie, Vaterland“ zu verzichten, da diese vom einst mit den Nazis kollaborierenden französischen Vichy-Regime stammt und später von der NPD als Motto für einen Bundesparteitag benutzt worden war.
Friederike de Haas, CDU-Landtagsabgeordnete und Ausländerbeauftragte im Freistaat, sagte der SZ, Nitzsche sei gut beraten, den Slogan sofort zurückzuziehen. Seit der Ursprung des Spruchs bekannt wäre, sei es „nicht schlau und wenig sensibel“, daran festzuhalten. Nitzsche setze die CDU damit der Gefahr einer „Kollektivhaftung“ aus, was sich noch bitter rächen könnte.
Ihr CDU-Fraktionskollege Heinz Eggert, der bereits am Vortag vor Nitzsches Plan gewarnt hatte, forderte den Bundestagsabgeordneten nun auf, zumindest die Reihenfolge der Begriffe zu ändern. „Gegen die gibt es einzeln nichts einzuwenden, in dem geplanten Kontext sind sie aber historisch eindeutig belastet.“
Ähnlich äußerte sich gestern der erste frei gewählte DDR-Ministerpräsident, Lothar de Maizière (CDU), vor einer gemeinsamen Veranstaltung mit Nitzsche. Über die Kombination hätte man besser nachdenken müssen, kritisierte er.
Diesen Stimmen stehen jedoch weiter Erklärungen von Sachsens Alt-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und Amtsnachfolger Georg Milbradt entgegen. Beide CDU-Politiker sehen trotz der massiven Kritik keinen Handlungsbedarf.
Von Gunnar Saft