Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 05.02.2001
Linksbündnis für OB-Wahl geplatzt
Das Chaos nimmt seinen Lauf
DRESDEN – Aus, vorbei! Das Linksbündnis für die OB-Wahl in Dresden ist geplatzt. Damit steht fest, dass Bündnis 90/Die Grünen, PDS und SPD keinen gemeinsamen Kandidaten gegen OB Herbert Wagner (CDU) aufstellen. Grund: Die PDS will erst im April über die Kandidaten-Frage entscheiden. Zu spät, sagen die Sozialdemokraten und die Bündnisgrünen. Wer von der Verzögerungstaktik der PDS profitiert.
Das Chaos nimmt seinen Lauf. Eigentlich hatten die linken Parteien ein gemeinsames Ziel: die Abwahl von OB Wagner. Doch das Bündnis von PDS, SPD und Grünen zerplatzt gerade wie eine Seifenblase.
Am Samstag hatte die PDS beschlossen, sich erst im April für einen Kandidaten zu entscheiden. „Diese Verzögerung macht ein gemeinsames Wahlbündnis unmöglich“, erklärt Eva Jähnigen von den Grünen. „Eine verbindlichen Entscheidung erst im April käme für jeden Kandidaten und alle beteiligten Parteien zu spät.“ Das Bündnis hatte sich eigentlich darauf geeinigt, Ende Februar einen Kandidaten für die Wahl am 10. Juni zu nominieren. Für SPD-Bezirks-Chefin Marlies Volkmer ist die PDS Entscheidung eine Entscheidung für den Kandidaten Wolfgang Berghofer: „Die PDS traut es sich nur nicht zu sagen, dass sie wegen Berghofer aus dem Bündnis ausschert.“
Aus der Traum und schuld ist die PDS? „Quatsch! In den letzten Wochen ist deutlich geworden, dass die Grünen kein Interesse am Bündnis haben. Es ist unmöglich, dass die uns jetzt den schwarzen Peter zuschieben wollen“, schimpft PDS-Sprecher André Schollbach. „Die Grünen haben die Abwahl von Wagner längst aufgegeben.“
Marlies Volkmer glaubt weiterhin an ein Bündnis mit der Bürgerinitiative „OB für Dresden“ und den Grünen: „Wir werden jemanden gemeinsam aufstellen.“ Der „Jemand“ soll der FDP-Politiker und ehemalige Dresdner Baubürgermeister Ingolf Roßberg sein. Doch auch er hat sich, genau wie der ehemalige SED-Bürgermeister Berghofer, noch nicht klar zu seiner Kandidatur bekannt.
(Kai Schulz)