Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 16.09.2005

Verantwortungsvoll

Annette Binninger über Umzüge von Hartz-IV-Empfängern
 
Die befürchtete Welle von massenhaften Zwangsumzügen sei bisher ausgeblieben, freut sich Sachsens Sozialministerin Helma Orosz bereits. Doch es könnte eine trügerische Vorfreude sein. „Nur“ 1 400 Empfänger von Arbeitlosengeld mussten bisher in Sachsen umziehen. Das klingt wenig. Doch es ist auch erst der Anfang.

Denn noch sind die Kommunen und Landkreise längst nicht „durch“ mit der Frage, wie sie Arbeitslosengeld-II-Empfängern, deren Wohnraum nach dem Gesetz als unangemessen gilt, einen Umzug ersparen können. Auf lokaler Ebene wird täglich darum gerungen, dass sie eine gerechte und menschenwürdige Behandlung erfahren. Bisher, so scheint es, ist dies in Sachsen auch gelungen. Und das muss oberstes Ziel bleiben: Wo Umzüge vermieden werden können, sollte es keinen Druck geben, die trauten vier Wände zu verlassen. Das ist auch psychologisch wichtig für Menschen, die ohnehin bereits viel verloren haben.

Dass jemand umziehen muss, der sich seine Wohnung nicht mehr leisten kann, sei doch nur gerecht – auch das werden jetzt manche sagen, die noch Arbeit haben und sich auch nur die Wohnfläche leisten können, die sie selbst bezahlen können. Dennoch darf man nicht vergessen: In vielen Haushalten, die von Hartz IV betroffen sind, leben auch Kinder. Vielleicht schärft auch dies das Gespür dafür, dass hier viel Sensibilität und Verantwortungsgefühl gefragt sind.