Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 16.00 Uhr, 06.10.2005

WestLB steigt in sächsischen Finanzmarkt ein - Anteilsübernahme von 25,1 Prozent an Sachsen LB geplant

Metz: Sachsen ist reformwillig
 
Leipzig (ddp-lsc). Die WestLB steigt in den sächsischen Finanzmarkt ein. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung wurde mit der Landesbank Sachsen (Sachsen LB) und der Sachsen-Finanzgruppe (SFG) geschlossen. Eine mögliche Beteiligung der WestLB von mindestens 25,1 Prozent an der Sachsen LB im nächsten Jahr wurde ausdrücklich vereinbart, wie die Banken am Donnerstag in Leipzig mitteilten. Während Finanzminister Horst Metz (CDU) erklärte, mit dieser Kooperation zeige sich Sachsen reformwillig auf dem Finanzmarkt, hofft der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Karl Nolle, vor allem auf mehr Transparenz bei der durch Affären geschüttelten Bank.

Über eine Beteiligung der WestLB bei der sächsischen Landesbank war seit Monaten spekuliert worden. Noch im Mai hatte der damalige vorübergehende Vorstandsprecher Hans-Jürgen Klumpp erklärt, es gebe keine Gespräche mit den Kollegen aus Düsseldorf. Einen Monat später dann bestätigte die SFG als Muttergesellschaft der Landesbank erste Verhandlungen mit der WestLB über eine mögliche Kooperation. Die Sachsen LB hat seit dem Wegfall der so genannten Gewährsträgerhaftung Probleme mit ihrem Rating. Für eine günstige Refinanzierung ist ein A-Rating notwendig, das der Landesbank bisher aber von der wichtigsten Agentur Standard & Poor's vorenthalten wird. Um die Geschäftssituation zu verbessern, beschloss das sächsische Kabinett im Juli eine Kapitalerhöhung um 300 Millionen Euro. Hinzu kommt ein Imageproblem der Bank wegen verschiedener Bespitzelungs- und Begünstigungsaffären.

Sachsen-LB-Sprecherin Jeannette Brakemeier sagte am Donnerstag, zunächst solle sich die Kooperation mit der WestLB vor allem auf gemeinsame Produkte wie Anlage-Möglichkeiten und Zins-Derivate beschränken. SFG-Sprecher Frank Weidner sagte, ob es auch eine Obergrenze für die Beteiligung gebe, stehe noch nicht fest. Dies werde voraussichtlich Gegenstand der kommenden Verhandlungen sein.

Der Vorstandsvorsitzende der Sachsen LB, Herbert Süß, nannte die WestLB einen Partner, der sich auf dem Markt sehr gut auskenne. Der Vorstandsvorsitzende der WestLB, Thomas Fischer, fügte hinzu, sein Haus verfüge als Spitzeninstitut der Sparkassen in Brandenburg bereits über einschlägige Erfahrungen.

Nolle charakterisierte Bank-Chef Fischer als einen Mann, der das unterste nach oben kehre. Das sei genau das richtige für die Landesbank, damit deren «Vettern- und Mätressenwirtschaft und die jahrelange Vernebelungstaktik endlich ein Ende haben». Mit der WestLB steige ein Partner ein, der wirtschaftliche Interessen habe und keine politischen.

Der finanzpolitische Sprecher der Linkspartei.PDS, Ronald Weckesser, sieht in der geplanten Beteiligung der WestLB ein Indiz dafür, dass die Konsolidierung der sächsischen Landesbank Früchte getragen habe. Die Einbeziehung des neuen Partners werde auch künftig «ein zukunftsfähiges Agieren am Markt» ermöglichen.
Von Matthias Hasberg

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(Quellen: Brakemeier und Weidner auf ddp-Anfrage; Metz und Weckesser in Mitteilungen; Nolle in ddp-Interview)

(www.sachsenlb.de; www.sachsenfinanzgruppe.de; www.westlb.de)

ddp/lmh/kfr
061600 Okt 05