Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 15.11.2005

Brisantes auf dem Anrufbeantworter

Landesbank. Schwere Vorwürfe gegen Vorstand Hans-Jürgen Klumpp sorgen für neue Unruhe.
 
Der Affärenstrudel um Günstlingswirtschaft und Missmanagement bei der Sächsischen Landesbank (SLB) hat nun auch das langjährige Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Klumpp erfasst. Der 58-jährige Banker wurde gestern vom Untersuchungsausschuss des Landtages als Zeuge vernommen und geriet dabei plötzlich selbst ins Schussfeld der Kritik.

Giftpfeile gegen eigenen Chef

Dabei begann die Befragung harmlos. Klumpp lobte die Landesbank-Geschäfte, an denen er seit 1993 als Vorstandsmitglied maßgeblichen Anteil hatte, als höchst erfolgreich. Auch sein Verhältnis zu den beiden im Frühjahr 2005 zurückgetretenen Vorstandsmitgliedern, Ex-SLB-Chef Michael Weiß und dem Vorstand Rainer Fuchs, beschrieb er als kollegial und unproblematisch.

Schwierigkeiten hätte es erst ab 2003 gegeben, als sich für das damalige Führungstrio herausstellte, dass sich die Landesbank-Tochter MDL, die sich zwei Jahre zuvor zwecks gemeinsamer Leasinggeschäfte mit der Firma IIL zusammengetan hatte, in gehöriger wirtschaftlicher Schieflage befand. Die Verantwortung dafür wies Zeuge Klumpp einmal mehr dem Chef der IIL, Ludwig Hausbacher, zu. Eben jenem Geschäftsmann, der die Landesbank und damit den Freistaat jetzt mit Schadenersatzansprüchen bis zu 140 Millionen Euro konfrontiert. Aus Sicht von Klumpp völlig zu Unrecht.

Umso überraschender verlief dann die Fragerunde, bei der der SPD-Abgeordnete Karl Nolle den Zeugen plötzlich mit der Mitschrift eines Textes konfrontierte, den Klumpp nur wenige Monate vor dem Beginn des Rechtsstreits zwischen der IIL und der Landesbank auf den Anrufbeantworter des Biedenkopf-Schwiegersohns Andreas Waldow – einem engen Vertrauten von Hausbacher – gesprochen haben soll. Daraus geht hervor, dass Klumpp offenbar mit Hausbacher einst gemeinsame Sache machte – gegen Weiß und Fuchs und damit letztlich auch gegen die Interessen der Landesbank. Demnach forderte Klumpp Hausbacher am 27. Februar 2004 per Telefon auf, Journalisten endlich mit kompromittierenden Details gegen die damaligen SLB-Chefs zu versorgen. Sowohl die Freundin von Fuchs als auch der Fahrer von Weiß würden Vorteile genießen, weil man ihnen einflussreiche Posten bzw. spottbillige Autos zugeschanzt habe. Zudem solle man auf den Selbstmord einer früheren Weiss-Freundin hinweisen.

Zeuge: Kontakte zu Milbradt

Noch schwerer wiegt aber Klumpps Hinweis darauf, dass Fuchs mit der Gründung der Gesellschaft Real „faule Immobilienkredite mehr oder weniger abgeschoben“ habe, um so Abschreibungen für die Landesbank zu verhindern. Ein Vorwurf, der seit langem im Raum schwebt, und nun erhärtet wird.

Hans-Jürgen Klumpp selbst sagte, er erinnere sich nicht an ein solches Telefonat. Der brisante Text kam trotzdem zu den Akten, denn Nolle verwies darauf, er habe den Anruf auf CD gespeichert vorliegen, der Anrufer sei ganz klar Klumpp.

Der brachte gestern übrigens noch Finanzminister Horst Metz und Ministerpräsident Georg Milbradt (beide CDU) in die Bredouille. Denn zu den beiden Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Landesbank habe der SLB-Vorstand natürlich immer engen Kontakt gehabt, beteuerte der Zeuge arglos.
Von Gunnar Saft