Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 22.11.2005

Landesbank-Vize ab sofort beurlaubt

Affäre. Binnen eines Jahres geht jetzt mit Hans Jürgen Klumpp schon der dritte Spitzenmanager.
 
Die Landesbank-Affäre hat ein weiteres prominentes Opfer: Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sachsen-LB, Hans Jürgen Klumpp, ist gestern mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden.

Der Präsidialausschuss der Bank unter Führung von Finanzminister Horst Metz (CDU) gab gestern die Suspendierung bekannt. Kurz und knapp per Pressemitteilung. Eine offizielle Begründung für das Vorgehen blieb aus. Weder Finanzminister Metz noch die Landesbank wollten sich gestern näher äußern. Die Entwicklung ist peinlich genug: Nach der Beurlaubung der Ex-Vorstände Michael Weiss und Rainer Fuchs steht damit der dritte Spitzenmanager der Landesbank innerhalb eines Jahres vor dem Rauswurf.

Klumpps Sprungbrett ins berufliche Aus wurde sein Auftritt im Untersuchungsausschuss des Landtags. Als Zeuge war der Banker dort vor einer Woche mit einem Telefonmitschnitt konfrontiert worden. In dem Gespräch soll Klumpp dazu aufgefordert haben, pikante Details über seine Vorstandskollegen Fuchs und Weiss an die Presse zu lancieren. Diese mögliche Indiskretion und Illoyalität könnte jedoch in Klumpps Fall nicht nur für eine Beurlaubung reichen. Nach SZ-Informationen prüfen derzeit Juristen, ob die im Untersuchungsausschuss erhobenen Vorwürfe genügen, um Klumpp fristlos zu entlassen. Damit könnte sein Abgang – im Gegensatz zum Abtritt von Fuchs und Weiss bei voller Gehaltszahlung bis Vertragsende – die Bank diesmal zumindest etwas günstiger kommen. Denn bei einer fristlosen Entlassung könnte Klumpp leer ausgehen.

Auch die übrigen Gremien der Landesbank sind bereits seit Tagen alarmiert. Am Donnerstag tritt der Verwaltungsrat zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Auch die Anteilseigner sollen noch in dieser Woche über die Personalie Klumpp entscheiden. Der befindet sich derzeit weiterhin im Krankenhaus.

Lob von der Opposition

Erleichterung und Zustimmung löste die Personalentscheidung bei der PDS.Linksfraktion, den Grünen und der FDP aus. Metz müsse jetzt von seiner „Taktik des Vertuschens und Schönredens“ Abschied nehmen und sich einer zweiten Vernehmung im Ausschuss stellen, forderte der PDS-Obmann im Untersuchungsausschuss, Klaus Tischendorf. CDU-Obmann Günter Schneider, der Klumpp auch im Untersuchungsausschuss in Schutz genommen hatte, zeigte sich überrascht. „Es ist Sache der Gremien, ihre Schlüsse zu ziehen“, erklärte er. Deutlicher äußerte sich Koalitionspartner SPD. „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man mal wieder laufen“, kritisierte Ausschuss-Obmann Karl Nolle. Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) und Metz seien „mindestens seit zwei Jahren minutiös über alles informiert“, was in der Bank vorging, so Nolle. „Die Politik glaubte, mit ihrer Vernebelungstaktik die Kuh vom Eis zu haben, aber man hatte sie nur unter den Teppich gekehrt und ist nun drüber gefallen.“
Von Annette Binninger