Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 26.11.2005

Dabei sein ist eben doch nicht alles.

Kolummne - Lockes Landtag
 
Rechtzeitig zu Schnee und Eis warnte SPD-Chefkommentator Karl Nolle diese Woche vor Lücken beim Winterdienst: „Die Kuh ist vom Eis nur unter den Teppich gekehrt." Sein Hinweis bezog sich jedoch weniger auf die Kanzlerlnnenwahl in Berlin, als vielmehr auf das neuerliche Vorstandskegeln bei der Landesbank. Drei Tage lang rätselten Sachsens Journalisten, wer denn das Rindvieh wohl vom Eis unter den Perser gezerrt hat. Seit Donnerstag glauben wir mehr zu wissen: Ministerpräsident Georg Milbradt oder der Sachsenschorsch, wie wir ihn nennen, trat mit deutlichen Kampfspuren im Gesicht an die Öffentlichkeit und versuchte, das ganze mit der Erklärung „Gartenarbeit" herunterzuspielen. Das muss nicht mal geflunkert sein: Denn auch dort hat man es - wie in der Landesbank - oft mit Beharken, Ausmisten und Absägen zu tun. Persönliche Blessuren nicht ausgeschlossen.

Neu auf dem Hof - um im landwirtschaftlichen Bilde zu bleiben - ist jetzt Innenminister Albrecht Buttolo. Zum Vorstellungstermin in der CDU-Fraktion im Landtag erschien jedoch nicht mal die Hälfte der Unions-Schäfchen, respektive Abgeordneten. Gefehlt haben dürften damit so ungefähr alle, die bei der Minister-Suche genannt, aber letztlich nicht ernannt wurden. Dabei sein ist eben doch nicht alles.

Der Sachsenschorsch wiederum verweigerte die Auskunft darüber, wie denn die Entscheidung zustande kam. Immerhin: „Rumraten ist Ihr gutes Recht", gab er der Presse mit auf den Weg. Damit das demnächst wenigstens ein bisschen präziser abläuft, haben wir jetzt mal einen Neuerer-Vorschlag: die Minister-Findungs-Kommission. In der Jury sitzen alle, die sich grundsätzlich für ministrabel halten, aber nie zum Zuge kommen und machen die Kandidaten fertig. Wer das übersteht darf als Minister Platz nehmen.

Zum Schluss eine für alle überraschende Nachricht: Wir müssen sparen. Im Dresdner Rathaus machen CDU und PDS schon mal vor, wie das gemeinsam geht: Beide nutzen denselben Geschirrspüler, um alle Tassen sauber im Schrank zu haben. Wir allerdings vermuten, dass das mal wieder nur die halbe Wahrheit ist. Wahrscheinlich kehren beide auch noch mit dem gleichen Besen. Und zwar alles unter den Teppich.