Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 29.01.2006

NPD Logik

Morgenpostkolumne von Heinz Eggert
 
Letzte Woche war die erste Plenarwoche im neuen Jahr. Wie immer auf der Tagesordnung die vielfältigsten Themen, notwendige und überflüssige. Es ist normal, dass sich bei den Landtagsdebatten Sachkenntnis und Selbstdarstellung abwechseln. Am effektivsten ist es immer noch wenn beides zusammengeführt werden kann und Parteiideologien nicht das tatsächliche Leben überdecken.

Aber wer glaubt, das wichtigste würde sich im Plenarsaal abspielen, der irrt.
Es ist doch immer interessant zu beobachten, wer auf den Landtagskorridoren miteinander zusammen steht, oder im Restaurant oder in der Kantine beim Essen zusammensitz- völlig unabhängig von der Parteienzugehörigkeit.

In dieser Woche standen die drei abtrünnigen ehemaligen NPD Abgeordneten unter besonderer " stiller" Beobachtung. In der gut gefüllten Landtagskantine saßen sie zusammen an einem Tisch und ernteten so heimlich- verstohlene Blicke, dass es geradezu schon wieder auffällig war. Es ist sich auch nicht vermeiden, dass der NPD Chef Apfel mit seinen Getreuen Unweit der Ungetreuen beim Mittagessen saß. Völlig unvermittelt erhob sich Dann ein junger NPD Kamerad von diesem Tisch, zückte eine Kamera und damit die verblüfften drei Abtrünnigen zu fotografieren.

Eine solche offensichtliche Frechheit hatte ich bisher in der Landtagskantine noch nie erlebt.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Dieses Bild später im Internet mit abwertenden Beschimpfungen der drei ausgetretenen NPD Abgeordneten auftauchen sollte.

Aber selbst für die Bilder im Internet nicht gesehen hatte, konnte Dann fassungslos im Plenum miterleben, wie die aus der NPD ausgetretenen von den Chefideologen der NPD als geistig unterbemittelte Zementblöcke diskreditiert und beschimpft worden. Die Redner waren sich darüber einig, dass Diese drei nun wirklich kein Verlust für die NPD seien.

Wenn das wirklich so war, warum Dann Diese Aufregung ?Dann sollte man doch froh sein, das man sie los ist. Dann wäre doch statt ehrabschneidender verbaler Schläge ein befreiendes Aufatmen angesagt.

Eigentlich kenne ich solche Reaktionen nur aus der Kindergartenzeit. Wer nicht mit mir spielt, ist doof. Wer nicht zu mir hält, ist ein Schuft.
Jetzt hörte ich es völlig neu. Umgesetzt in die NPD Logik heißt das, doof ist erst Dann jemand, wenn er sie verlässt und nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Solange er geschlossen in den Parteireihen mitmarschiert, gilt er als klug, verantwortungsvoll und schlau, selbst Dann, wenn er nach außen Diesen Eindruck nicht vermitteln sollte.

Da niemand von den Landtagsfraktionen Lust hatte, auf Diese wüsten Beschimpfungen und Entgleisungen der NPD Redner zu reagieren, konnten natürlich auch keine den Sachverhalt erhellenden Fragen gestellt werden. Es wäre nämlich interessant gewesen zu erfahren, Warum die klugen Herren Redner die angebliche Blödheit ihrer abtrünnigen ehemaligen Kameraden nicht schon zu den Zeiten erkannt haben, als Diese noch Führungspositionen in Partei und Fraktion der NPD bekleideten.

Immerhin war einer der Ausgetretenen stellvertretender Landesvorsitzender der NPD in Sachsen. Warum hat die vorgebliche Klugheit der eifernden schaumgebremsten Redner an dieser Stelle versagt?

Aber offensichtlich ist es nicht die einzige Stelle, an der sie versagt hat. Sonst hätten sie Diese Debatte erst gar nicht geführt. So ist zu ihren offensichtlich unwürdigen politischen Leitmotiven auch noch unwürdiges menschliches Verhalten gekommen.

Zur Verachtung reicht doch schon eines von beiden. Oder?