Karl Nolle, MdL

Agenturen dpa, 14:41 Uhr, 17.02.2006

Kritik an Pannen im Fall Stephanie - Minister verteidigt Polizei

 
Dresden (dpa/sn) - Sachsens Innenministerium hält Spekulationen um Pannen im Fall der entführten und misshandelten Stephanie aus Dresden zum jetzigen Zeitpunkt für wenig hilfreich. «Wir müssen mit kühlem Kopf an den Fall herangehen und die Ermittlungsergebnisse abwarten», sagte Ministeriumssprecher Andreas Schumann am Freitag in Dresden. Erst dann sei zu bewerten, ob es bei den Ermittlungen zu Pannen kam. Spekulationen würden nicht weiterhelfen. Der SPD-Abgeordnete Karl Nolle forderte die Regierung inzwischen mit 37 konkreten Fragen zur Aufklärung auf.

Die 13-jährige Stephanie war fünf Wochen in der Wohnung eines 35 Jahre alten vorbestraften Sexualstraftäters gefangen gehalten und am Mittwoch befreit worden. Nach Ansicht von Kritikern hätte das eher geschehen können. Die Polizei hatte den Mann zwar im Computer gespeichert, wusste allerdings nichts von seinem Umzug in eine neue Wohnung. Der Beschuldigte lebte in der Nachbarschaft des Mädchens und hatte es auf dem Weg zur Schule entführt.

Laut Schumann konnte die Polizei nichts von dem Wohnortwechsel wissen. Es gebe keine Verpflichtung der Meldebehörden, die Polizei darüber zu informieren. Einer automatischen Registrierung wie zu DDR- Zeiten stehe der Datenschutz entgegen. Der mutmaßliche Täter hatte seinem Bewährungshelfer den Umzug angezeigt. Die Polizei konzentrierte sich bei ihrer Suche zunächst auf Straftäter, die im Umfeld des Tatortes wohnten. Als sie vom Aufenthaltsort des Kindes erfuhr, verzichtet sie auf ein Spezialkommando und forderte statt dessen einen Schlüsseldienst an. Auch das stieß auf Unverständnis.

In der «Sächsischen Zeitung» hatte Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) am selben Tag die Arbeit der Polizei verteidigt. «Für mich ist derzeit nicht erkennbar, dass bei den Ermittlungen etwas nicht so gelaufen ist, wie es hätte sein sollen», sagte er «Sächsischen Zeitung». Er räumte aber ein, dass es für eine abschließende Beurteilung noch zu früh sei. Über eventuelle Konsequenzen könne erst nach einer sorgfältigen Prüfung entschieden werden.

dpa su yysu gj
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