Karl Nolle, MdL

Agenturen dpa, 16:53 Uhr, 17.02.2006

Fall Stephanie - Minister kündigt Untersuchung zu Panne an

 
Dresden (dpa/sn) - Im Fall der entführten Stephanie aus Dresden hat Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) nun doch eine Panne eingeräumt und Untersuchungen angekündigt. In erster Linie geht es um die Aktualität von Computerdaten, sagte Ministeriumssprecher Andreas Schumann. Die Polizei geriet in die Kritik, weil der mutmaßliche Täter noch unter einer falschen Adresse registriert war und damit nicht im Visier der Ermittler auftauchte.

«Eigentlich hätte der Straftäter gefunden werden müssen. Ich kann es gegenwärtig noch nicht sagen, wo die Panne liegt», sagte Buttolo dem MDR Sachsenspiegel am Freitag. Nach geltenden Regelungen habe der Datenabgleich erfolgen müssen. Bei ihrer Fahndung hatten sich die Ermittler zunächst auf vorbestrafte Verdächtige konzentriert, die im Umfeld des Tatortes wohnten. Der 35 Jahre alte Beschuldigte war im Mai 2004 in den Stadtteil gezogen und hatte dies auch gemeldet. In den Computern der Polizei lebte er aber noch am alten Wohnort.

Laut Schumann fließen regelmäßig Daten aus den Meldeämtern in das polizeiliche Informationssystem ein. In umgekehrter Richtung gebe es wegen Datenschutzes eine solche Übermittlung aber nicht. Zu DDR- Zeiten war das üblich. Jetzt müsse die Fehlerquelle untersucht werden. Sie könne vom technische Fehlern bis hin zum Recherchefehler reichen.

Bis zum Nachmittag hatte Buttolo die Arbeit der Polizei noch uneingeschränkt verteidigt. «Für mich ist derzeit nicht erkennbar, dass bei den Ermittlungen etwas nicht so gelaufen ist, wie es hätte sein sollen», sagte er der «Sächsischen Zeitung» (Freitag). Zugleich räumte er aber ein, dass es für eine abschließende Beurteilung noch zu früh sei.

Grundsätzlich hält das Innenministerium Spekulationen um den Fall Stephanie zum jetzigen Zeitpunkt für wenig hilfreich. «Wir müssen mit kühlem Kopf an den Fall herangehen und die Ermittlungsergebnisse abwarten», sagte Schumann. Der SPD-Abgeordnete Karl Nolle forderte die Regierung inzwischen mit 37 konkreten Fragen zur Aufklärung auf.

Die 13-jährige Stephanie war am 11. Januar auf dem Weg zur Schule spurlos verschwunden. Am Mittwoch wurde sie aus der Wohnung eines 35 Jahre alten vorbestraften Sexualstraftäters befreit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist das Mädchen massiv sexuell missbraucht worden. Der Beschuldigte lebte in Nachbarschaft seines Opfers. Anwohnern soll nichts aufgefallen sein.

(Der Beitrag des MDR Sachsenspiegel lag dpa vorab in redaktioneller Fassung vor.)

dpa su yysu gj
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