Karl Nolle, MdL

Manager-Magazin, 23.02.2006

"Die MDL geht sowieso krachen"

 
Offenbar aus geschäftlichem Interesse wollte Andrea Braun, Ex-Chefin einer Tochter der SachsenLB, offenbar einen Unternehmer in Misskredit bringen. Helfen sollte dabei Detektiv Frank von der Weide-Thiemig, dessen eidesstattliche Versicherung manager-magazin.de im Wortlaut präsentiert.

In Kenntnis der Bedeutung einer eidesstattlichen Versicherung und der Strafbarkeit einer unrichtigen oder unvollständigen eidesstattlichen Versicherung versichere ich, Frank von der Weide-Thiemig, geb. am 18.04.1948, geschäftsansässig Gounodstraße 99, 13088 Berlin, folgendes an Eides Statt:

Ich bin geschäftsführender Partner der M & C Marketing Consulting Group mit Sitz in Berlin und früher in Leipzig. Meine Tätigkeiten im Rahmen der MC Marketing Consulting Group umfasst die Unternehmensberatung sowie die Durchführung von Wirtschaftsrecherchen. Aus meiner früheren, langjährigen Tätigkeit für die SachsenLB war mir Frau Andrea Braun bekannt. Im November 2004 beauftragte mich Frau Braun mit Nachforschungen in Bezug auf die Person des Herrn Ludwig M. Hausbacher aus Tutzing, Minderheitsaktionär der MDL AG, deren Mehrheitsaktionärin die SachsenLB ist. Sinngemäß meinte Frau Braun, ich solle auf Grund meiner Verbindungen herausfinden, was Herr Hausbacher vorhabe, und dass ich ihm "ein bisschen am Zeug flicken" solle.

Insgesamt hat es mit Frau Braun in der darauf folgenden Zeit 14 oder 15 Treffen gegeben. Ich habe jedes Mal in der Nähe der SachsenLB geparkt und alle Parkscheine von diesen Treffen aufgehoben.

Im Verlaufe der zahlreichen Zusammentreffen hat mir Frau Braun eine Vielzahl von Dokumenten übergeben, auch solche, die Dokumente der IIL GmbH waren. In diesem Zusammenhang erklärte mir Frau Braun, sie habe diese Unterlagen vom Server der IIL heruntergeholt und sich Kopien davon gemacht. Die mir übergebenen Dokumente befinden sich nach wie vor bei meinen Unterlagen. Frau Braun hat mir auch im November 2004 eine Kopie des gefälschten Schreibens der SachsenLB vom 15.04.2003 gegeben, das in einem Gerichtsverfahren eine wichtige Rolle gespielt hat. Ferner hat sie mir einen Kontoauszug der SachsenLB über die Einzahlung des Anteils von Herrn Hausbacher an der MDL AG gegeben und mich beauftragt, nachzuforschen, woher das Geld gekommen sei, das Herr Hausbacher überwiesen habe. Meine Nachforschungen diesbezüglich haben ergeben, dass alles korrekt gelaufen war.

Es waren im Wesentlichen drei Themenkomplexe, bezüglich der ich Recherchen anstellen sollte. Hierbei handelt es sich um

- Umstände des Todes der Ehefrau von Herrn Hausbacher

- mögliche Kontakte zur russischen Mafia; angeblich habe Herr Hausbacher von der Sankt Petersburger Mafia Geld erhalten, das er jetzt zurückzahlen müsse

- nach Unterlagen und Dokumenten suchen, die Herrn Hausbacher in die Nähe der NPD bringen könnten; Nachforschungen, ob der frühere Ministerpräsident Biedenkopf bei seinen Entscheidungen durch die "rechte Szene" beeinflusst worden ist.

Die - hoffentlich negativen - Ergebnisse meiner Recherchen sollte ich in die Printmedien lancieren, um damit Herrn Hausbacher zu belasten.

Eines der von Frau Braun im November 2004 mir übergebenen Schreiben ist ein Schreiben der Bayerischen Landesbank vom 01.07.2003, gerichtet an die MDL Financial Services GmbH, zu Händen von Herrn Trotz. Herr Trotz war damals noch Vertriebsleiter der MDL. Im Zusammenhang damit erzählte mir Frau Braun, dass Herr Trotz bei der Bayerischen Landesbank wegen der Refinanzierung einer neuen Tranche von Leasingverträgen der MDL AG nachgefragt habe. Sie habe deshalb bei Herrn Kuttelwascher von der Bayerischen Landesbank angerufen und ihm erzählt, die Anfrage des Herrn Trotz sei im Auftrag von Herrn Hausbacher erfolgt. Herr Trotz habe nur "aufgeblasen", in Wirklichkeit wolle die MDL gar keine neuen Kredite.

Im Rahmen der Gespräche erzählte mir Frau Braun nicht nur, dass sie keine Ahnung vom Leasinggeschäft habe, sondern auch, wie sie zu der Position des Vorstandes in der MDL AG gelangt ist. Anlässlich der Vorstandssitzung der SachsenLB Ende November oder Anfang Dezember 2002 hätten ihr die damaligen Vorstandsmitglieder Dr. Weiss und Herr Fuchs mitgeteilt, dass sie als Vorstand in die MDL AG wechseln solle. Als sie eingewandt habe, dass sie vom Leasinggeschäft keine Ahnung habe, hätten ihr Dr. Weiß und Fuchs gesagt, "das brauchst du auch nicht, die MDL geht sowieso krachen". Dies, so Frau Braun damals zu mir, hätten die beiden Herren zu ihr mit einem hintergründigen Lächeln gesagt. Sie erzählte mir außerdem, dass man ihr zugesichert habe, dass sie wieder in den Vorstandsbereich der SachsenLB zurückkehren könne und zwar ohne finanzielle Verluste, wenn ihr MDL-Engagement beendet sei. Ergänzend fügte Frau Braun hinzu, sei sie vom Vorstand der SachsenLB nur eingesetzt worden, um die MDL abzuwickeln. Schon beim ersten Gespräch im November 2004 wurden von ihr im Zusammenhang mit der MDL AG die Formulierungen "an die Wand fahren" und "ein operatives Geschäft läuft bei uns nicht" und "wir wickeln nur ab" benutzt. Im Januar oder Februar 2005 hat sie mir erzählt, dass sie den Vertrieb der MDL AG aufgelöst habe, weil Herr Trotz ein "trojanisches Pferd" von Herrn Hausbacher sei. Sie habe durchgesetzt, dass Herr Trotz nach seiner Entlassung nur eine Regelabfindung von circa einem Monatsgehalt pro erhalten habe, eher sogar noch weniger.

Bei einem der Gespräche, bei dem Frau Braun mir ihre völlige Unkenntnis vom Leasinggeschäft mitteilte, erzählte sie mir auch, dass sie im Januar 2003 auf einem Drei-Tage-Wochenend-Seminar in Böblingen gewesen sei, und dass dies auf ihre Initiative zurückgegangen sei. Meine Recherchen haben sodann jedoch ergeben, dass Herr Hausbacher und Herr Egner den Besuch dieses Seminars veranlasst haben, weil Frau Braun keine Ahnung vom Leasinggeschäft hatte und damit sie wenigstens ein paar Kenntnisse erwerben sollte.

Eine weitere Aussage von Frau Braun war diejenige, die MDL "übe sich derzeit in der Selbstverwaltung". Diese Aussage kam auf meine Frage, was die MDL denn so mache. Deshalb arbeite sie auch nur vier Tage in der Woche, was mit den SachsenLB-Vorständen Weiss und Fuchs abgesprochen sei, da ohnehin nicht mehr viel zu machen sei bei der MDL.

Bei einem weiteren Gespräch am 09.02.2005 erzählte sie mir erneut, dass sie von den Vorständen der SachsenLB ja nur eingesetzt worden sei, um die MDL abzuwickeln, was sie im Wesentlichen erledigt habe. Diese Äußerung kam, als wir vom Sekretariat aus vorbeigingen an zwei Räumen, in denen riesige Stapel von Akten lagen und Computer und Möbel übereinander gestapelt waren. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass, als wir dort vorbeigingen, gerade geputzt wurde. Frau Braun zeigte auf die Akten- und Möbelstapel hin und meinte, hiermit könne sie den Vollzug ihres Auftrages, gemeint war die Abwicklung der MDL, bestätigen.

Als mir Frau Braun den Auftrag erteilte, Recherchen in Bezug auf Herrn Hausbacher mit möglichst negativem Ergebnis für ihn anzustellen, bat sie ausdrücklich darum, die Person des Ministerpräsidenten Milbradt zu verschonen. Sollte ich bei meinen Recherchen etwas Negatives in Bezug auf den Ministerpräsidenten erfahren, so solle ich es nur ihr mitteilen und sonst niemandem, um zu verhindern, dass der Ministerpräsident beschädigt werde. Die gleiche Bitte sprach sie aus bezüglich des damaligen Vorstandes Dr. Weiss der SachsenLB und in Bezug auf ihre Person. Sollte ich allerdings etwas Negatives über den früheren Ministerpräsidenten Biedenkopf herausfinden, so gelte diese Verschwiegenheit nicht.

Neben den 14 oder 15 Treffen mit Frau Braun, die meist im Hotel Fürstenhof in Leipzig stattfanden, habe ich auch genau 47 Telefonate mit Frau Braun geführt. Ich habe mir den wesentlichen Inhalt der persönlichen Gespräche und der Telefongespräche handschriftlich notiert. Diese handschriftlichen Notizen bewahre ich zusammen mit den mir von Frau Braun übergebenen Unterlagen in einem prall gefüllten Leitz-Ordner auf.

Berlin, den 19. Januar 2006

Frank von der Weide-Thiemig