Karl Nolle, MdL

Manager-Magazin, 23.02.2006

Schmutzige Wäsche vom Detektiv

 
Der mutmaßliche Auftrag an den privaten Ermittler war brisant. Dass Ludwig Hausbacher, ehemaliger Chef der SachsenLB-Tochter MDL, Mafia-Kontakte pflege und der NPD nahe stehe, soll als Ergebnis einer verdeckten Überprüfung verlangt worden sein. Ob das den Tatsachen entsprach, war offenbar nicht wichtig. Die Auftraggeberin, die aus dem Vorstand der SachsenLB kam, soll unverblümt gefordert haben, der Detektiv müsse Hausbacher "am Zeug flicken".

Hamburg/Leipzig - Einen "Wirtschaftskrimi" nennt der bayerische Unternehmer Ludwig Hausbacher (47) die Affäre um die Sächsische Landesbank und deren Tochter Mitteldeutsche Leasing. Vor knapp sechs Jahren gründete Hausbacher die MDL - gemeinsam mit der SachsenLB. Seither kommt der Mann aus dem Unrat nicht mehr heraus: Zahlreiche mutmaßliche Fälle von Verleumdung und Falschaussagen waren scheinbar darauf angelegt, ihn in schlechtes Licht zu rücken.

Zwielichtiger Auftrag an den Detektiv: Das Ergebnis einer Personenüberprüfung bestellte eine ehemalige Managerin der SachsenLB offenbar gleich mit

Nun stellt sich auch noch heraus: Ein offenbar von der ehemaligen MDL-Chefin Andrea Braun (39) beauftragter Detektiv sollte Hausbacher "Kontakte zur russischen Mafia" nachweisen und gleichzeitig nach Belegen suchen, die ihn "in die Nähe der NPD bringen". Der Detektiv selbst, Frank von der Weide-Thiemig, hat dies jedenfalls in einer eidesstattlichen Versicherung vom 19. Januar 2006 zwei Anwälten zu Protokoll gegeben.

Sein Auftrag sei es gewesen, dem Minderheitsgesellschafter der MDL (Hausbacher hält indirekt 49 Prozent, der Rest liegt bei der SachsenLB) "am Zeug zu flicken". Für Hausbacher ein Beweis, dass ihn die frühere Führung der SachsenLB fertig machen wollte, um dann seine MDL-Anteile einzukassieren. Andrea Braun will sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Herzdame des Vorstandschefs bei der SachsenLB

Begonnen hatte der Ärger Ende 2002. Der damalige SachsenLB-Chef Michael Weiss (60) zeigte sich ungehalten, weil die von Hausbacher geführte MDL in ihrem dritten Geschäftsjahr einen Verlust von 2,2 Millionen Euro auswies. Damit sie die Tochtergesellschaft besser kontrollieren konnte, wurde Braun Anfang 2003 zur MDL-Finanzchefin ernannt. Als Hausbacher drei Monate später die Firma im Streit verließ, stieg Braun bei MDL zum Alleinvorstand auf.

Eine pikante Personalie. Hatte Braun doch lange in Diensten der SachsenLB gestanden und war in dieser Zeit dem Vorsitzenden Weiss näher gekommen. Seine Herzdame ließ sich für den MDL-Job opulent ausstaffieren: 200.000 Euro Jahresgehalt plus Sondervergütung, ein Mercedes-Coupé als Dienstwagen, eine wöchentliche Arbeitszeit von nur vier Tagen und garantiertes Rückkehrrecht zur Muttergesellschaft.

Zwar war das Leasinggeschäft der neuen MDL-Chefin völlig fremd. Darin sah sie aber kein Problem, wie sie dem Detektiv von der Weide-Thiemig - nach dessen Aussage - erzählte. Dennoch sollte sie die Firma im Auftrag der SachsenLB ohnehin nur abwickeln.

Abwicklung im Schnellverfahren

Dienstbeflissen machte sich Braun ans Werk und meinte binnen weniger Monate herausgefunden zu haben, dass Hausbacher lausige Leasingverträge abgeschlossen hätte. Folglich verdreizehnfachte Braun die Rückstellungen und veränderte den Abschreibungsmodus. Nicht zuletzt dadurch schossen 2003 die Verluste in die Höhe, was wiederum der SachsenLB Anlass gab, der MDL die Kredite zu sperren. Ohne Kredite aber konnte Braun kein Neugeschäft finanzieren. Also stellte sie den Vertrieb ein.

2004 war die MDL am Ende; Braun verwaltete nur noch die Altverträge. Hausbacher wollte den Niedergang der Firma nicht hinnehmen. Er überzog die SachsenLB mit einer Flut von Prozessen und brachte die Bank in die Bredouille: In einem Verfahren verlangte das Gericht von dem Institut die Vorlage einer Pflichtanzeige über die Höhe ihrer MDL-Beteiligung.

"... was der Fuchs für ein Aas ist"

Eine Kopie der Meldung existierte zwar, offenbar aber wurde sie nachträglich angefertigt und zurückdatiert. Belege dafür, dass das Dokument möglicherweise manipuliert worden war, fanden Ermittler der Staatsanwaltschaft bei der Durchsuchung der SachsenLB. Die mutmaßlich Verantwortlichen - Weiss, Fuchs und Braun - mussten in den ersten Monaten 2005 gehen.

Nachfolger von Weiss wurde Hans-Jürgen Klumpp (58), der vom Vorstandsmitglied zum interimistischen Landesbank-Chef aufstieg. Doch Klumpps Glück währte nicht lange. Vor wenigen Monaten tauchte der Mitschnitt einer Nachricht auf, die Klumpp am 27. Februar 2004 einem Vertrauten Hausbachers auf dessen Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Darin bläst der Banker zur Attacke gegen die beiden damaligen SachsenLB-Vorstände Weiss und Fuchs und ergeht sich in deftigen Formulierungen ("... was der Fuchs für ein Aas ist"). Klumpp wurde geschasst.

Mittlerweile führt Herbert Süß (66) den neuen Vorstand der SachsenLB. Der erfahrene Sparkassenmanager arbeitet fieberhaft an der Stabilisierung seiner Bank - doch die ständig neu auftauchenden Details der Affäre machen ihm die Arbeit nicht gerade leicht.
Von Ursula Schwarzer