Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 02.03.2006

Ministerin soll OB-Sessel in Chemnitz erobern

Kandidatur. Barbara Ludwig gilt als haushohe Favoritin und wird nun parteiintern gedrängt.
 
Auf dem Papier ist längst alles klar: Barbara Ludwig, 44 Jahre alt und Sympathieträgerin der sächsischen SPD, soll künftig Oberbürgermeisterin von Chemnitz werden und damit auch politisch in ihre Heimatstadt zurückkehren.

Doch noch zögert die populärste Sozialdemokratin im Land mit einer offiziellen Zusage für die nicht nur von ihren Chemnitzer Genossen sehnlichst erwartete Kandidatur. „Ich beteilige mich nicht an Spekulationen“, hieß es auch gestern. Kein Wunder, denn Ludwig, die zurzeit als Wissenschaftsministerin Verhandlungen über ein neues Hochschulgesetz führt, steckt in der Klemme. Sie müsste das heikle und enorm bedeutsame Projekt quasi über Nacht aus der Hand geben. Der Grund: Der langjährige SPD-Oberbürgermeister von Chemnitz, Peter Seifert, hat angekündigt, sein Amt am 31. Juli dieses Jahres definitiv aufzugeben – vier Tage nach seinem 65. Geburtstag und wesentlich früher, als es seine Partei erwartet hatte. Die will aber nach dem jüngsten Wahlerfolg in Leipzig nun auch in Chemnitz siegen, wo Ludwig klare Favoritin gegen den derzeitigen Finanzdezernenten wäre, der absehbar für die CDU antritt.

Fieberhaft wird deshalb hinter den Kulissen an Alternativen gebastelt. Unter anderem könnte Noch-OB Seifert „freiwillig“ bis zum Jahresende verlängern. Doch dieses aktuelle Kalkül von einflussreichen Sozialdemokraten hat einen Haken. Bereits am 15. März wird der Chemnitzer Stadtrat tagen und voraussichtlich den 11. Juni als Wahltermin bestimmen. Für die Ministerin bleibt damit kaum noch Zeit.
Von Gunnar Saft