Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 04.03.2006

Nächste Runde

Kommentar von Lars Radau
 
Die heimliche Hoffnung, dass eine der spektakulärsten Finanz- und Polit-Affären in Sachsen mit dem gestrigen Urteil zumindest ein vorläufiges Ende gefunden haben könnte erfüllt sich nicht. Im Gegenteil: Die Reaktionen - sowohl im Gericht als auch auf den Fluren des Landtags - sprechen eher dafür, dass mit lautem Gong eine neue Runde im Zwist um die inzwischen geschäftlich völlig unbedeutende Landesbank-Tochter Mitteldeutsche Leasing AG (MDL) eingeläutet wurde.

Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen hat Ludwig M. Hausbacher, der auf dem Klageweg 140 Millionen Euro für seine Anteile an der im Tagesgeschäft gelähmten MDL erstreiten will, wohl gar keine andere Wahl, als seine Schadenersatzforderung bis zur letzten Instanz durchzupeitschen. Denn schon vor dem Landgericht hatte sein Anwalt bestätigen müssen, dass der Tutzinger Kaufmann Geschäftspartnern Optionen auf ein paar seiner 49 Prozent MDL-Aktien eingeräumt hatte - vermutlich gegen sehr gutes Geld. Das erzeugt Druck, weil die Geschäftspartner dafür auch eine sehr gute Rendite erwarten.

Zum anderen - und das ist der zentrale Punkt - ist aus dem zunächst bankinternen Poker um einen Haufen Kohle längst eine Affäre geworden, in der sich gestandene Manager und Politiker wie kleine Jungs im Sandkasten um Prestige, Profilierung und nicht zuletzt Macht balgen. Nicht von ungefähr hat sich etwa Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Kurt Biedenkopf auf Seiten Hausbachers als Vermittler engagiert. Die Versuchung, so seinem erklärtermaßen ungeliebten Nachfolger Georg Milbradt schaden zu können, war sicherlich nicht klein. Denn der wiederum pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zum über die Affäre gestolperten Landesbank-Chef Michael Weiss. Den er in seiner Zeit als Finanzminister - und damit qua Amt Landesbank Aufsichtsratschef - zu kontrollieren hatte, als die Querelen ihren Anfang nahmen. Genau deshalb brauchte Milbradt bis zum gestrigen Urteil auch noch seinen Finanzminister Horst Metz - als Schutzschild für unbequeme Fragen nach ausreichender Kontrolle der Bank, die jetzt der Untersuchungs-Ausschuss des Landtags stellt.

Dass sich dort der SPD-Obmann Karl Nolle als Aufklärungs-Schwergewicht profiliert, ist ebensowenig ein Zufall. Der in der eigenen Fraktion umstrittene Politiker muss sein Image als letzter verbliebener kritischer Geist der großen Koalition pflegen. Seine Enthüllungen und Informationen haben in der Regel Hand und Fuß - auch wenn Nolle für eine schnelle Schlagzeile mitunter in Kauf nimmt; vor den Karren gespannt zu werden. Das Outing des ehemaligen Vorstandes Hans-Jürgen Klumpp als undichte Stelle in der Landesbank hat die Aufklärung der Affäre nicht befördert. Wohl aber Hausbacher in seinem Kampf gegen die Bank Genugtuung bereitet. Insofern darf man auf die kommenden Ausschuss und Gerichts-Termine gespannt sein. Die nächste Runde ist eröffnet.