Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 08.04.2006

Wasserstände

Wöchentliche Kolummne von Ex. Innenminister Heinz Eggert
 
Sonntagabend mache ich auf der Brühlschen Terrasse Fotos vom Elbhochwasser.

Viele Gaffer, ein wenig übermütige, aber unnötige Feierstimmung. Während vielen Menschen elbauf und abwärts das Wasser schon bis zum Bauch steht und ihre Ängste zunehmen.

Vielleicht sollte man auch einmal die Rolle der Versicherungen öffentlich diskutieren,

die nicht bereit sind das Risiko der Hochwassergefährdeten zu teilen, aber sofort bereit sind jedes Haus gegen Hochwasser zu versichern, wenn es 500 Meter hoch liegt und kein Fluss in der Nähe ist.

Dienstag greift die Presse den Ministerpräsidenten an, weil er sich zu wenig um die Hochwasserproblematik kümmere.

Mittwoch frage ich ihn vorwurfsvoll, warum er sich nicht schon am Samstag bei den Betroffenen hat sehen lassen. Seine Antwort, natürlich wäre er am Samstag schon in Pirna gewesen, aber er hätte extra keine Presse mitgenommen weil er mit den Menschen alleine sprechen und ihr erneutes Unglück nicht vermarkten wollte. Die Antwort ehrt ihn, aber erstaunt mich. Schließlich ist Milbradt keine Privatperson. Für einen Politiker gilt der Satz: Tue Gutes, rede darüber und nimm möglichst viele Fotografen mit. Was ohne Presse geschieht, ist nicht geschehen. Das ist ihm jetzt auch klar. Lebenslanges lernen trifft eben auch auf Ministerpräsidenten zu.

Nachmittags höre ich, dass die SPD für das von ihr geführte Wissenschaftsministerium einen neuen Staatssekretär berufen hat. Viel politische Westerfahrung, mit 62 Jahren aus dem Ruhestand geholt, mit sächsischen Verhältnissen nicht vertraut. Da muss den Genossen mit ihrer personellen Alternativlosigkeit das Wasser schon bis zum Hals stehen. Vielleicht sollte man sich überlegen bevor man in eine Regierung geht, ob man auch über das notwendig qualifizierte Personal verfügt. Die Elbe ist dieses Mal jedenfalls nicht schuld.

Am Freitag in einer Landtags Debatte beschwört ein NPD Abgeordneter den Wahrheitsgehalt seiner Rede, bei den Augen seines Kindes.

Offensichtlich läuft ihm das Wasser schon ins Gehirn.

Nur gut das sein Schwur keine verändernden Wirkungen hat. Die meisten Zuhörer sind sich darüber einig, dass das arme Kind dann blind wäre. Warum beschwört er eigentlich den Wahrheitsgehalt seiner Rede nicht beim Blut eines deutschen Schäferhundes?

Wahrscheinlich würden dagegen die Tierschützer protestieren.

Denn bei Tieren hört damit der Spaß auf.

Oder?