Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 09.05.2006

Vertrauter als Bauernopfer

Landesbank-Affäre: Biedenkopf Schwiegersohn bringt Finanzminister Metz in Schwierigkeiten
 
Dresden. Der Verlierer der mittlerweile 15. Sitzung des Landesbank-Untersuchungsausschusses stand schon von Anfang an fest: Der Dresdner Notar Gregor Schildge. Ihn hatte Finanzminister Horst Metz (CDU) beim Landespresseball im April 2005 als Vertrauten und Zeugen hinzugebeten. Bei Zigarren und Cuba Libre soll Metz dem Biedenkopf-Schwiegersohn Andreas Waldow ein Vergleichsangebot unterbreitet haben, um den zur Polit-Affäre eskalierten Streit um die Landesbank-Leasingtochter MDL zu beenden.

Waldow ist Vertrauter des Tutzinger Geschäftsmanns Ludwig Hausbacher, der für seine Anteile an der MDL damals per Schadensersatzklage 140 Millionen Euro erstreiten wollte. "Es muss auf jeden Fall ein großes Interesse an einer Einigung gegeben haben", sagte Waldow gestern. Sonst hätten er und Hausbacher-Anwalt Klaus Fischer kaum nur vier Tage später in Schildges Dresdner Kanzlei gesessen, um ein Sondierungsgespräch zu führen. "Herr Metz nannte Herrn Schildge ausdrücklich als Kontaktperson, und auch Herr Schildge stellte sich als Vertrauter des Minister vor", betonte Waldow.

Über alle anderen Details gehen die Darstellungen weit auseinander: Minister Metz streitet nicht nur ab, überhaupt einen Vergleich oder gar die Summe von 35 Millionen Euro geboten zu haben. Ebenso habe er Schildge nie Beauftragt, als Vermittler tätig zu werden. "Für mich war aber klar, dass Herr Schildge ein Emissär des Ministers ist", betonte Waldow.

Schildge hatte bei seiner eigenen Vernehmung ebenfalls angegeben, auf eigene Faust als Schlichter tätig geworden zu sein, ohne Metz auf dem Laufenden zu halten. "Unser Eindruck war indes ein völlig anderer", betonten Waldow und Fischer, die gestern bereits zum zweiten Mal vor dem Ausschuss aussagen mussten, beinahe unisono. Äußerungen des Notars hätten sehr wohl auf einen direkten Draht schließen lassen.

Das sieht offenbar auch die Dresdner Staatsanwaltschaft so, die zurzeit wegen uneidlicher Falschaussage gegen Schildge ermittelt und dabei heute auch Horst Metz als Zeugen vernimmt. Zentraler Punkt: Wann Schildge Metz im Zusammenhang mit der Landesbank-Affäre zum letzten Mal gesehen habe. Der Notar hatte bei seinem Ausschuss-Auftritt am 4. August vergangenen Jahres ausgesagt, dies sei am 10. Juli gewesen. Minister Metz jedoch hatte in der gleichen Sitzung den 13. Juli angegeben. Für Schildge steht dabei viel auf dem Spiel: Sollte ihm eine falsche Aussage nachgewiesen werden, düfte seine Existenz als Notar beendet sein. Aber nicht nur deshalb betonte Hausbacher-Anwalt Klaus Fischer, er sei dagegen, Schildge jetzt zum "Bauernopfer" zu machen. Denn der eigentlich Verantwortliche steht für die Hausbacher-Seite längst fest: Horst Metz.
Lars Radau