Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 31.08.2006

War es Selbstmord? Hier raste Sachsens NPD-Chef in den Tod

 
PIRNA - Er war der prominenteste Stimmenfänger der Rechten in Sachsen, Parlamentarischer Geschäftsführer der NPD-Fraktion im Landtag und Vize der Nationalisten. Gestern Vormittag kam Uwe Leichsenring (39) bei einem mysteriösen Unfall in der Sächsischen Schweiz ums Leben. Ausgerechnet der ausgebildete Fahrschullehrer war bei Pirna frontal in einen Laster gerast ...

Der spektakuläre Unfall geschah exakt um 10.18 Uhr. Leichsenring war auf dem Weg von seinem Wohnort Königstein nach Dresden. Auf der B172 zwischen Krietzschwitz und Pirna (Obstscheune und BurgerKing) scherte er aus der Kolonne aus, überholte laut Augenzeugen drei Wagen. Dann krachte sein schwarzer Nobel-Benz (E-Klasse, 242 PS, 60000 Euro) im Gegenverkehr gegen einen Laster mit Gasbetonsteinen.

Der Vorzeige-Rechte wurde im Wrack seiner Luxuskarosse totgequetscht. Der Brummifahrer (59) überlebte mit schwersten Verletzungen, sein Laster ging in Flammen auf. Rätselhaft: Der Frontalcrash geschah auf völlig gerader Strecke. Selbst ein Ausweichen wäre möglich gewesen. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion der Leiche an, ließ die Wracks beschlagnahmen. Auch einen Selbstmord des Abgeordneten halten die Ermittler für möglich. Polizeisprecher Wolfgang Kießling (46): „Es sind noch viele Umstände unklar.“

Leichsenring (hinterlässt Frau und Kind) galt in seiner Königsteiner Heimat als rechter Vorzeigepolitiker, soll sich für die verbotenen „Skinheads Sächsische Schweiz“ engagiert haben. Er saß in Stadtrat und Kreistag, seit 2004 im Landtag. „Ich habe der Familie in einem Schreiben mein Beileid ausgedrückt“, erklärte Landtagspräsident Erich Iltgen (66). „Wir werden den Tod von Herrn Leichsenring handhaben wie in vergleichbaren Fällen.“ Heißt: Vermutlich wird ihm eine Schweigeminute im Parlament zugestanden.

Heute hätte Leichsenring vor dem Sächsischen Verfassungsgerichtshof aussagen müssen - weil er wegen Volksverhetzung von Sitzungen ausgeschlossen worden war und die Rechtmäßigkeit bezweifelt hatte. Gerichtssprecherin Anka Enders (36): „Die Verhandlung wurde gestrichen.“
Von Ronny Klein und Thomas Fischer