Karl Nolle, MdL

Agenturen ddp-lsc, 16:25 Uhr, 24.11.2006

NPD im Visier der Justiz - Büros von Abgeordnetem Matthias Paul wegen Kinderporno-Verdacht durchsucht

Ermittlungen gegen NPD in Dresden
 
Dresden (ddp-lsc). Die NPD ist erneut ins Visier der Justiz geraten. Die Staatsanwaltschaft Dresden durchsuchte am Freitag das Landtagsbüro, das Bürgerbüro und die Privatwohnung des NPD-Landtagsabgeordneten Matthias Paul auf Kinderpornos. Dabei seien Videos, Computer und Festplatten beschlagnahmt worden, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schär. Gegen den Politiker werde wegen des Verdachts des Besitzes von Kinderpornografie ermittelt. Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen gegen den NPD-Kreisverband Dresden wegen möglicher Verstöße gegen das Parteiengesetz eingeleitet.

Im Landtagsbüro von Paul wurden nach Angaben eines NPD-Sprechers drei Aktenordner mit Geschäftsunterlagen sowie eine Computer-Festplatte beschlagnahmt. Die Auswertung der gefundenen Datenträger soll Schär zufolge in der kommenden Woche erfolgen. Danach erhalte Paul dann die Gelegenheit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Paul wies die Vorwürfe als «absurd» zurück. Sollte sich der Verdacht aber bestätigen, drohen ihm eine Geldstrafe oder bis zu zwei Jahre Haft.

Ein NPD-Sprecher kündigte den Ausschluss von Paul aus Fraktion und Partei an, sollten sich der Verdacht erhärten. Das sei ein schwerwiegender Vorwurf, sagte er. Gleichwohl wolle man keine Vorverurteilung treffen und erst eine ausführliche Stellungnahme von Paul sowie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten. Der 29-Jährige ist Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Meißen und Mitglied des Landesvorstandes. Zudem ist der gelernte Stahlbetonbauer stellvertretendes Mitglied im Landesjugendhilfeausschuss.

Landtagssprecher Ivo Klatte sagte, Durchsuchungen von Abgeordnetenbüros seien grundsätzlich möglich, da der Landtag es zu Beginn der Legislaturperiode vorab gestattet habe, gerichtlich angeordnete Durchsuchungen durchzuführen. Die Staatsanwaltschaft habe Landtagspräsident Erich Iltgen (CDU) am Montag über die geplante Durchsuchung informiert. Dieser habe dagegen keinen Einspruch eingelegt.

Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen gegen den NPD-Kreisverband Dresden wegen möglicher Verstöße gegen das Parteiengesetz eingeleitet. «Wir prüfen derzeit, ob es finanzielle Unregelmäßigkeiten gegeben hat», sagte Schär der «Leipziger Volkszeitung» (Freitagausgabe). Es bestehe der Verdacht, dass der Kreisverband Parteibeiträge oder Spenden auf Privatkonten zwischengeparkt hat.

Nach Aussage von Schär handelt es nach den Indizien nicht um Untreue. Es besteht vielmehr der Verdacht eines Verstoßes gegen die Finanzordnung. Ein NPD-Sprecher wies die Vorwürfe gegenüber dem Blatt zurück. Im Kreisverband existiere «ein ganz normales Parteikonto», von Unregelmäßigkeiten könne keine Rede sein, sagte er.
Von Alexander Gruber

(Weitere Quellen: alle auf ddp-Anfrage)

ddp/alg/muc
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