Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 11.12.2006

Sachsen-SPD: Petra Köpping -der neue Star der Genossen

 
OSCHATZ-Eine Frau räumt ab: Petra Köpping (48) ist der neue Star in Sachsens SPD. Die Landrätin des Kreises Leipziger Land trat erstmals als Vize-Parteichefin an und holte gleich 94,5 Prozent! Von der Frauenquote hält sie übrigens nichts.

„Entschuldigung, dass ich vorhin zu Euch allen,Sie gesagt habe." Petra Köpping steht leicht verlegen auf der Bühne. „Aber ich bin's noch nicht gewohnt, vor Landesparteitagen zu sprechen." Dabei war gleich ihr erster Versuch am Sonnabend erfolgreich.

121 der 130 Delegierten des SPD-Parteitages in Oschatz wählten sie zur Vizechefin der Sachsen SPD. Nicht mal Parteichef Thomas Jurk bekam so viele Stimmen. Er musste sich mit 85,5 Prozent begnügen, Vize Rolf Schwanitz mit nur 66,4 Prozent (Morgenpost am Sonntag berichtete).

Für Petra Köpping ist ihre Wahl vor allem eine „Stärkung der kommunalen Basis". „Wenn wir dort keine SPD-Politik vermitteln, können die sich in Berlin abstrampeln, wie sie wollen." Heftig getreten hat jedoch gestern erst mal die SPD selbst. Und zwar gegen ihre Führung. In turbulenter Auseinandersetzung forderte die Basis, die Frauenquote endlich konsequent umzusetzen. Der Vorstand und vor allem NeuGeneralsekretär Andreas Weigel (42) waren dagegen. Man müsse auch Sachverstand berücksichtigen.

Das endete für Weigel mit Buh-Rufen und einer Beinahe-Niederlage: Nur 53 Prozent wählten ihn ins Amt. Kopfschütteln bei Thomas Jurk: „Mich wundert immer wieder, wie nachtragend die Partei ist." Auch Neu-Star Petra Köpping konnte mit der Diskussion nichts anfangen: „Ich wäre beleidigt, wenn ich nur aufgrund einer Frauenquote gewählt worden wäre."
Von Stefan Locke