Karl Nolle, MdL

Jürgen Roth, 25.05.2007

Der Sachsensumpf: Polizei- und Politikskandal in Sachsen Teil VII

Auszug aus dem Buch „Anklage unerwünscht“
 
25. Mai 2007, Teil VII
Auszug aus dem Buch „Anklage unerwünscht“, von Jürgen Roth, Rainer Nübel und Rainer Fromm, das Ende Juni 2007 im Eichborn-Verlag erscheinen wird: „Die Ohnmacht und Blauäugigkeit der Justiz gegenüber hochkarätigen Kriminellen ist in Sachsen eine von vielen Facetten. Andere sind noch weitaus bedenklicher. Sie stehen im Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren gegen einen Geschäftsmann aus dem Vogtland. Ihm wurde unter anderem schwere Körperverletzung vorgeworfen. Demnach soll mindestens ein Staatsanwalt aus Plauen Geld angenommen haben, bei zwei weiteren gab es starke Indizien, dass sie sich bestechen ließen. Der Staatsanwalt habe demnach für Gefälligkeiten in einem Ermittlungsverfahren Mitte der neunziger Jahre gegen B.S. und R. A. kassiert.

Ein anderer Staatsanwalt soll durch den Kripochef erpresst worden sein. Und selbst ein hoher Plauener Richter wurde genannt, der Geld aus trüben Quellen kassierte. Gründlich ausermittelt wurden diese Verdachtsmomente bis zum heutigen Tag nicht, was wiederum mit einem großen Polizeiskandal im Vogtland zusammenhängt, der bis heute verheimlicht wird. Es geht um den Plauener Kripochef. Über ihn wurde im Herbst 1999 gemunkelt, er wolle sich nach Griechenland absetzen. Am 2. November 1999 fuhr er zu seiner Kreis- und Sparkasse nach Hof und zahlte über 13.000 D-Mark ein.

Wenige Tage zuvor hatte er bereits 6000 D-Mark einbezahlt. Weitere Summen kündigte er der Angestellten an, zur Ablösung von Krediten beziehungsweise Bausparverträgen. Der Bankangestellten erzählte er, er wolle seine Immobilien in Hof, Plauen und Waldsassen verkaufen, da er hier keine Zukunft für sich und seine Familie mehr sehe. Mit dem Geld wolle er sich in Griechenland oder Spanien zur Ruhe setzen. Einen Großteil seiner Unterlagen hatte er bereits im Ausland deponiert. Am 22. November 1999 erteilte er noch eine Kontovollmacht für seine minderjährigen Enkelinnen. Acht Tage danach erwähnte er gegenüber einer Prostituierten in Plauen, dass für ihn die Luft dünn werde.

Im Hintergrund dieser Entscheidungen – die den Schluss zuließen, dass er ins Ausland flüchten wollte – stand die Gerichtsverhandlung gegen einen Bauunternehmer aus Plauen vor dem Landgericht Hof. Außerdem wusste der Polizeichef, dass gegen ihn Ermittlungen liefen. Aus diesem Grund wurde Anfang 1999 im Landeskriminalamt die Ermittlungsgruppe Sumpf eingerichtet, die sich auch mit dem Verdacht der Bestechlichkeit gegen den Kriminaloberrat beschäftigte. Anfang November 1999 wurde zum Beispiel eine Zeugin vernommen, die im Arbeitsamt Plauen für Baustellenkontrollen verantwortlich war. „Sie gab jedoch zu verstehen, dass, wenn sie ihre Aussage in einer Zeugenvernehmung protokollieren lassen würde, sie mit Repressalien seitens R.A., M. K.. und dem Kripochef rechnet.“ Und es sei allgemein bekannt, „wenn man gegen diese Personen aussagt, diese sehr gefährlich werden können“.


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