Karl Nolle, MdL

Jürgen Roth, www.juergen-roth.com, web blog, 04.07.2007

Die Sachsen-Affäre und was vielleicht nicht mehr in den Akten zu finden ist

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Am Montag, den 11. Oktober 1999, erschoss sich in Leipzig WALTER BULLINGER, CDU-Stadtrat und stellvertretendeR Fraktionschef der CDU.

Ein wichtiger Politiker, der auch mit dem skandalumwitterten Uni-Turm in Leipzig zu tun hatte. Es war ein Selbstmord wurde in den Medien damals geschrieben. Und nach Angaben des damaligen Staatsanwalts Norbert Röger habe es einen Abschiedsbrief gegeben. Ob den jemals irgendjemand wirklich gelesen hat? Und was stand in diesem Abschiedsbrief?

Auf jeden Fall taucht der Name Walter Bullinger JETZT im Zusammenhang mit den Akten des Landesamts für Verfassungsschutz auf. Und nun stellt sich natürlich die Frage, ob die folgende Aussage eines Zeugen, einen hohen Beamten des Finanzministeriums, auch in den Akten enthalten ist, die der „Ermittlungsgruppe“ übergeben wurde.

Ich spekuliere einmal und sage Nein. Da diese Aussage aber ziemlich wichtig ist, soll sie hier im Wortlaut wiedergegeben werden, gerade deshalb, weil ja anscheinend Akten verschwunden sind. Und es wäre fatal wenn die folgende Aussage verloren gehen würde.

„Wir sind abends immer in den Weinstock in Leipzig Essen gegangen, weil da ein guter Bekannter von mir aus Trier ein Ein-Sterne-Koch war. Der hatte sogar für die Bundesregierung Catering gemacht. Da saß jeden Abend auch Walter Bullinger und wir haben fast jeden Abend zusammen dort gesessen bzw. am Tresen gestanden. Am Sonntag sitzt er wieder da und ich fragte ihn: ‚Warum schaust Du so niedergedrückt aus. Was hast Du denn? Wirst du erpresst?’ Er sagte mir: ‚Sagen wir mal so – ich werde gedrängt.“

Zwei Tage später komme ich wieder hinein. Und da sagt mir der Wirt: ‚Gestern hat sich der Bullinger erschossen.“ Und der Co-Wirt sagt mir: ‚Der Poser war bei ihm gewesen und hat sich die Leiche angeschaut und hat gleich noch die Festplatte sichergestellt.’

Roland Poser ist bekanntlich ein Leipziger Geschäftsmann, der für die Vermittlung eines Investors eine Provision von zwei Millionen Mark eingestrichen haben soll und der für den nicht weniger umstrittenen Peter Kaminski als Wahlhelfer und Spendensammler unterwegs gewesen sein soll.
Doch wieder zurück zu der Aussage des hochkarätigen Beamten aus dem sächsischen Finanzministerium.

„Und jetzt kommt es. Das mit Poser sagte ich dem Polizeibeamten Hochberger. Und der antwortete mir: ‚Ich war doch als erster bei der Leiche.’ Da sagte ich ihm, nein, der zweite. Und er fragte mich, ob ich vor ihm da war. Nein, das war ich nicht. Das war der Poser. ‚ Der Poser? Das kann nicht sein.’

Und wo ist die Festplatte, fragte ich ihn. ‚Die war weg.’ Röger hat ihm Schmiere gestanden. Im Hausgang stand der Röger. Herr Staatsanwalt was machen Sie hier, fragte ihn der Beamte. ‚Ich bin schon gerufen worden.’
Der hat Schmiere gestanden für den Poser. Der Poser hat die Schlüssel gehabt für die Wohnung.“ Soweit die zentrale Aussage des Ministerialbeamten. Und sie geht noch weiter.

„Die Polizei hat mich gefragt, ob der Bullinger irgendetwas mit dem Jasmin zu tun habe? Das wusste ich natürlich nicht. Er hatte ja eine Frau in München und eine Freundin. Die hat Mietsachen gemacht, eine Maklerin. Ich habe mit ihm immer nur über den Uni-Turm unterhalten.“

Der Zeuge wird sicher gerne vor dem Untersuchungsausschuss auftreten und seine Aussage, sofern sie weder in den Polizei- noch den Verfassungsschutzunterlagen zu finden ist, wiederholen.

Und wenn es unter anderem um den Uni-Turm geht – da wird ganz sicher noch einiges Merkwürdiges zu Tage kommen, insbesondere was die Rolle des damaligen Ministers Milbradt angeht. Das wird spannend werden.


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