Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 09.07.2007
Magnet Lafontaine
Kommentar von Juliane Morgenroth
Er verspricht den Deutschen eine bessere Welt. Kein Hartz IV, keine Rente erst mit 67, keinen Kriegseinsatz der Bundeswehr im Ausland. Oskar Lafontaine wildert im fremden Revier- wie ein Magnet zieht der Ex-SPD-Chef breite Wählerschichten in seinen Bann.
Der SPD-Genosse denkt, was Lafontaine sagt, stellt die SPD ernüchtert fest. Doch auch die Union muss sich warm anziehen: Ihre Wählerschaft kann sich den populistischen Forderungen ebenso wenig entziehen. Eine deutliche Mehrheit der Unions-Anhänger bejaht die zentralen Forderungen der neuen Linkspartei.
Die Reaktion fällt jedoch äußerst dürftig aus: Bislang belassen es CDU und SPD beim Verteufeln oder Achten. Doch so machen sie Lafontaine noch stärker. Der kann die Führungen der großen Parteien entspannt vor sich her treiben -weiß er doch ihre Anhänger mehrheitlich hinter sich. Zumindest inhaltlich.
Die können sich noch so sehr winden: Der Ex-SPD-Chef Lafontaine ist ein Problem für die Volksparteien. Und das wird sich nicht von allein erledigen. Stattdessen muss die Devise heißen: Schluss mit den hilflosen Schimpftiraden. Die Linke muss normal behandelt werden.
Im Kampf um die Wähler heißt das gerade für die SPD: Koalitionen werden nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. Denn die Erfahr zeigt, dass die Linke da entzaubert wird, wo sie mitregiert. In der Opposition kann sich die Linke fast nach Belieben mit populistischen Forderungen profilieren - in den Niederungen des Regierungsalltags dagegen würde auch der Magnet Lafontaine an Anziehungskraft verlieren.