Karl Nolle, MdL

Süddeutsche Zeitung online, 15:50 Uhr, 31.07.2007

Stuttgart rückt der WestLB näher

 
Die Umwandlung der Landesbank Baden-Württemberg in eine Aktiengesellschaft ist nicht ausgeschlossen. Damit würde der Zusammenschluss mit der WestLB wahrscheinlicher werden.

Eines der größten Hindernisse für ein Zusammengehen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der WestLB, ihre unterschiedlichen Rechtsformen, könnte aus dem Weg geräumt werden. Bei der LBBW könne man sich durchaus zu einem späteren Zeitpunkt eine Umwandlung von einer Anstalt öffentlichen Rechts in eine Aktiengesellschaft vorstellen, heißt es in Landesbankenkreisen.

Darüber habe es auch bereits informelle Gespräche zwischen der LBBW und Eigentümern der WestLB gegeben.

Die WestLB gehört mehrheitlich den Sparkassen aus Nordrhein-Westfalen, die restlichen Anteile halten das Land und die Kommunen.

Bislang ausgeschlossen

Auf Seiten von LBBW und WestLB wurde bislang offiziell ein Rechtsformwechsel ausgeschlossen.

Denkbar wäre folgendes Szenario: Die WestLB schlüpft zunächst als AG-Tochter unter das Dach der LBBW, der Zusammenschluss könnte dann einige Jahre später vollzogen werden.

Ohnehin sei es für eine Bank europäischen Zuschnitts auf Dauer sinnvoller, als Aktiengesellschaft organisiert zu sein, heißt es im Eigentümerkreis der WestLB.

Eine Fusion wird als notwendig angesehen, um tatsächlich Doppelarbeiten zu beseitigen; eine Holding habe hier auf Dauer wenig Sinn. Schließlich gilt die WestLB mit ihren mehr als 6000 Mitarbeitern als deutlich überdimensioniert für ihr derzeitiges Geschäft.

Mittelstandsexpertise

Befürworter eines Zusammengehens der größten und der drittgrößten Landesbank sehen die Vorteile in einer Kombination der Mittelstandsexpertise der Stuttgarter mit dem internationalen Geschäft der Düsseldorfer.

Wichtig sei es, mittelständischen Unternehmen eine Alternative zu den privaten Großbanken zu bieten, die dennoch über ein gutes Netz im Ausland verfügt. Allerdings befürchten viele nun eine Abwanderungswelle von Experten bei der WestLB, damit könnte die Stärke im Auslandsgeschäft schnell schwinden.

Die Bank war durch Millionenverluste nach Fehlspekulationen mit Aktien in eine Krise geraten.

Die WestLB-Eigentümer sind sich uneinig über das weitere Schicksal der Landesbank. Während die rheinischen Sparkassen eine Anlehnung an die LBBW befürworten, sind die westfälischen Sparkassen vielfach für die Bildung einer Landesbankenholding.

"Erhebliche Bedenken"

Als Kandidaten dafür gelten die HSH Nordbank, die NordLB und die SachsenLB. In jedem Fall will die Landesregierung verhindern, dass die WestLB durch eine Fusion mit der LBBW unter die Räder gerät. Es gebe "erhebliche Bedenken" gegen eine Fusion, heißt es im Umfeld der Landesregierung.

Diese Bedenken habe Ministerpräsident Jürgen Rüttgers dem Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Günther Oettinger, auch in einem Telefonat klar mitgeteilt.
Von C. Dohmen und D. Graalmann