Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 11.08.2007

Sachsens Landesbank: „Nur erstklassige Kredite“

Die Geldanleger des Freistaats beteiligen sich beim internationalen Geschäft mit Schulden aus zweiter Hand. Woher sie kommen, ist geheim.
 
Dresden. In der Leipziger Zentrale von Sachsens Landesbank herrschte am Freitag Unruhe. Die Geldexperten hatten „alle Hände voll zu tun, um mit Investoren zu sprechen“, sagte Banksprecher Frank Steinmeyer. Doch seinen Worten zufolge ließen sich die Kunden beruhigen. Dazu trug auch bei, dass Besitzer und Behörden der Bank Besonnenheit signalisierten.

Am Morgen hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ die Meldung verbreitet, Sachsens Landesbank (Sachsen-LB) sei ins Visier der Bankenaufsichtsbehörde Bafin geraten. Möglicherweise mache eine Gesellschaft der Sachsen-LB ähnliche Geschäfte wie die IKB – jene Bank, die wegen komplizierter internationaler Kreditgeschäfte beinahe zusammengebrochen wäre.

Doch die Sprecherin der Aufsichtsbehörde Bafin wiegelte ab: Über einzelne Banken dürfe sie eigentlich nichts sagen, wolle aber auch keine Unruhe. „Es gibt derzeit keine Sonderprüfung der Sachsen-LB“, sagte sie schließlich. Allerdings bestätigte sie, dass die Behörde eine Gesellschaft der Sachsen-LB namens Ormond Quay in Irland kennt, die Kreditgeschäfte macht. „Es wäre ja auch traurig, wenn uns etwas unbekannt wäre.“

Ormond Quay ist ein Straßenname in Irlands Hauptstadt Dublin. Diesen Namen wählte die irische Tochtergesellschaft der Sachsen-LB für eine Gesellschaft, die lohnende Geschäfte machen soll: Ormond Quay leiht sich immer wieder kurzfristig Geld und kauft dafür langfristige Schulden anderer. Üblicherweise werden diese Schulden irgendwann bezahlt oder lassen sich weiterverkaufen. Die Sachsen-LB bekommt von den Beteiligten eine Vergütung für diese Management-Arbeit, sagte Banksprecher Steinmeyer. Nicht verraten dürfe er auf Wunsch der Kunden, ob die Schulden in Zusammenhang mit Immobilien stehen und wie viele davon aus den USA kommen.

Unbezahlte Immobilienschulden in den USA nämlich waren es, die jüngst Banker und Börsianer ins Schwitzen gebracht haben. Steinmeyer zufolge hat die Sachsen-LB seit der Gründung von Ormond Quay im Jahr 2004 darauf geachtet, „nur erstklassige“ Kredite zu kaufen. Alle hätten die Bestnote AAA der Bewertungsfirma Standard & Poor’s, und daran habe sich bis heute auch nichts geändert.

Sächsische Landespolitiker jedoch kritisierten die Geschäfte am Freitag: FDP-Fraktionschef Holger Zastrow forderte von Finanzminister Horst Metz (CDU), über „mögliche Risiken“ zu informieren. Der SPD-Finanzpolitiker Karl Nolle schickte zwölf Fragen an die Landesregierung. Seiner Ansicht nach nützt die Bestnote für die gekauften Kredite nichts, wenn sie sich wegen der allgemeinen Zurückhaltung auf dem Markt nicht weiter verkaufen lassen. Zudem will Nolle wissen, ob die Sachsen-LB bereits zusätzliches Geld in die Geschäfte stecken musste, weil Kreditgeber unruhig wurden. Das wollte Banksprecher Steinmeyer nicht beantworten, versicherte aber schriftlich: „Die Sachsen-LB verfügt über ausreichend Liquidität.“ Mit anderen Worten: Derzeit ist genug Geld da.

Das Finanzministerium wollte keine eigene Stellungnahme abgeben – auch nicht auf die SZ-Frage, ob die Behörde die irischen Geschäfte für riskant halte und stoppen wolle. Ebenso reagierte die Sachsen-Finanzgruppe, die 63 Prozent der Sachsen-LB besitzt. Gruppen-Sprecher Frank Weidner sagte: „Das operative Geschäft liegt in der Verantwortung der Sachsen-LB.“ www.sachsenlb.de
Von Georg Moeritz