Karl Nolle, MdL

ARD-Tagesthemen, 22:15 Uhr, 13.08.2007

Finanzkrise: Zahlreiche deutsche Banken von internationaler Finanzkrise betroffen.

Fragen zur Sächsische Landesbank (Sachsen LB)
 
Die Konjunktur brummt und auch die momentane Krise an den Finanzmärkten wird daran nichts ändern. So optimistisch gaben sich jedenfalls heute die Bundesregierung und die EU-Kommission. Dennoch hat die europäische Zentralbank heute wieder fast 48 Milliarden € in den Geldmarkt gepumpt um die Lage zu stabilisieren. Insgesamt hat die E Z B damit innerhalb weniger Tage mehr als 200 Milliarden € an kurzfristigen Krediten zur Verfügung gestellt, soviel wie seit den Anschlägen vom 11. September nicht mehr. Immer klarer wird auch, dass viele deutsche Banken von der Krise betroffen sind weil sie am US Immobilienmarkt direkt oder indirekt beteiligt sind. So etwa auch die Landesbank Sachsen, die in diesen Tagen gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie bestimmt keine Liquiditätsprobleme habe.

Sächsische Landesbank (Sachsen LB)

Eigentlich ist die Welt der sächsischen Landesbank überschaubar, sie soll vor der eigenen Haustür aktiv werden, für stabile Finanzen im Freistaat sorgen. Mittlerweile haben die Banker das ganz große Geschäft gewittert. Etwa 20 Millionen € sollen sie laut Aufsichtsbehörde über irische Tochterfirmen in Anleihen investiert haben, dadurch könnte nun das eigene Haus aus den Fugen geraten meinen Experten.

Wolfgang Gehrke, Finanzexperte Universität Erlangen:
"Auch eine Landesbank muss schauen viele Geld sie in einzelne Risiken hineinstecken kann und wenn die sächsische Landesbank 20 Milliarden in ein Immobilien Risiko investiert, dann mögen das noch gute Immobilien seien dann ist das einfach in Relation zur Bank zu viel."

Die SachsenLB ist in das Visier der Bankenaufsicht geraten. Konkret geht es um sogenannte forderungsbesicherte Wertpapiere. Dahinter verbergen sich Risikogeschäfte, Kredite mit denen die Banken untereinander handeln. Etwa so: Eine Bank vergibt Kredite und trägt dafür das Risiko. Das kann sie aber auch an Spekulanten verkaufen, mehrere Kredite werden dann gebündelt und auf den Markt gebracht. Hier steigen dann die Investoren wie die SachsenLB ein. Sie übernehmen das Risiko, spekulieren, dass die Kredite pünktlich zurückgezahlt werden und dafür werden sie dann mit Zinsen entlohnt. Viele US Immobiliengeschäfte funktionierten genauso. Weil eine Menge Schuldner jetzt nicht mehr zahlen können gerät der gesamte Markt in Panik. Kein wirkliches Problem für die SachsenLB sagten zumindest die Verantwortlichen am Freitag und daran habe sich auch heute nichts geändert.

Fred Steinmeyer Sachsen LB:
"Ja, die Märkte sind nervös, aber wir haben ein erstklassiges Produkt. Wir haben keine Anzeichen für erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeiten, die Papiere sind alle AAA besichert und wir haben keine Liquiditätsprobleme."

Die SachsenLB gehört den Kommunen und dem Land Sachsen und aus dem Finanzministerium heißt es heute nur, man vertraue den Bankern in Leipzig. Doch dieses Vertrauen ist vielen Experten schon lange abhanden gekommen.

Mark Wahrenburg, Finanzexperte Universität Frankfurt:
"Landesbanken sind bekannt dafür, dass ihre Risikokontrolle eher schlecht ist und von daher verwundert es mich nicht, dass in einem solchen Fall eben die Kontrolle versagt und solche riskanten Geschäfte getätigt werden."

Beim Spiel um das ganz große Geld wollten eben auch die kleinen Landesbanken mitmachen. Sie stehen unter hohem Gewinnsdruck, schielen auch auf hohe Renditen und gehen manchmal Risiken ein, von denen die Großbanken die Hände lassen. Und wenn's schief geht dann springt meist in die öffentliche Hand ein und rettete die Landesbank.

Wolfgang Gehrke, Finanzexperte Universität Erlangen:
"Leider ist es nicht so, dass diejenigen, die hier so hoch zocken, auch zum Teil um ihre eigene Karriere zu fördern, dass sie die Suppe auslöffeln können, denn dazu ist die Suppe viel zu groß und der einzelne kann den Schaden, den er in der Bank angerichtet hat, nie wieder gutmachen."

Selbst wenn die Sachsen LB jetzt über ihre Risikofreude stolpert, fallen wird sie kaum, denn indirekt fängt sie auch der Steuerzahler auf.
(Bericht von Eva Altmann und Gabor Halasz)