Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 21.08.2007

Sachsen LB will Vertrauen zurückgewinnen

 
Die in Schieflage geratene Sachsen LB will nach einer milliardenschweren Finanzspritze nun rasch das Vertrauen der Märkte wiedergewinnen. Es gehe jetzt darum, „gemeinsam die weitere Entwicklungsperspektive der Sachsen LB zu sichern“, sagte Sachsens Finanzminister und Verwaltungsratschef Horst Metz (CDU) nach einer Sitzung des Gremiums am Montagabend. Der Vorstand der Bank hatte den Verwaltungsrat über die Situation des Instituts unterrichtet.

Metz dankte nach der Verwaltungsratssitzung für die Hilfe der Sparkassen-Finanzgruppe. Die „Solidaraktion der Sparkassen- Finanzgruppe“ habe die drohenden Liquiditätsprobleme der Sachsen LB schnell gelöst. Daraus werde keine Belastung „für die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger des Freistaates“ entstehen. „Die Spareinlagen der Sparkassenkunden sind nicht berührt.“

Ein Pool der Sparkassen-Finanzgruppe hatte der Bank am Freitag einen Kredit von 17,3 Milliarden Euro bereitgestellt. Den Löwenanteil trägt nach eigenen Angaben mit sechs Milliarden Euro die DekaBank als zentraler Fondsdienstleister der Sparkassen-Organisation. Der Rest verteile sich auf alle Landesbanken. Die Sachsen LB war durch ihre Tochtergesellschaft Sachsen LB Europe in eine Schieflage geraten. Die von der Tochter verwalteten Fonds Ormond Quay war wegen der US-Hypothekenmarktkrise in Bedrängnis gekommen. Die EU-Kommission kündigte am Montag an, die Finanzspritze unter die Lupe zu nehmen. Die Wettbewerbshüter seien bereits mit den deutschen Behörden in Kontakt, sagte eine Sprecherin der Kommission in Brüssel.

Der Nürnberger Bankenexperte Wolfgang Gerke forderte unterdessen Konsequenzen für das System der Landesbanken in Deutschland: „Es muss hier zu einschneidenden Reformen und zu einer Konsolidierung kommen“, sagte Gerke der „Berliner Zeitung“ (Dienstag). „Zwar spielen die Landesbanken eine wichtige Rolle für kleine und mittlere Sparkassen, doch es gibt davon zu viele“, sagte Gerke. „Wenn am Ende der Konsolidierung nur ein oder zwei Landesbanken übrig bleiben, ist das völlig ausreichend“, sagte der Bankenexperte.

Es sei traurig, dass erst in einer Notsituation die Bereitschaft zur überfälligen Reform entstehe, sagte Gerke. Grundsätzlich sollten Landesbanken die Möglichkeit haben, risikoreiche Geschäfte zu tätigen, sagte Gerke. Die Rettungsaktion für die Sachsen LB bezeichnete er als richtig: „Sie war notwendig, um den gesamten Finanzplatz Deutschland vor größerem Schaden zu bewahren, auch wenn die Kosten letzten Endes der Steuerzahler trägt.“ (dpa)