Karl Nolle, MdL

Handelsblatt.com, 10:05 Uhr, 21.08.2007

Schatten über deutschem Bankensektor

 
Die US-Hypothekenkrise wirft nach Einschätzung von WestLB-Chef Alexander Stuhlmann dunkle Schatten auf den deutschen Bankensektor und erschwert dessen Refinanzierung. Die Branche sei in einer insgesamt „nicht unkritischen Situation“. Vor allem im Ausland werde die Lage in Deutschland immer kritischer beäugt.

HB BERLIN. Es sei an den Märkten zu spüren, dass es für deutsche Banken schwerer geworden sei, bei ihren ausländischen Partnern Kreditlinien zu erhalten, sagte Stuhlmann am Montagabend in Berlin. Dazu habe auch das Vorgehen der Banken bei der in eine Schieflage geratenen Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB beigetragen. Dem Institut drohen aus seinem US-Engagement milliardenschwere Verluste, die vom Großaktionär KfW sowie von der gesamten deutschen Kreditwirtschaft getragen werden müssen. Stuhlmann sagte, im Ausland sei durch das Vorgehen wohl der Eindruck entstanden, es gebe ein größeres Problem in Deutschland, da sich die gesamte Bankenlandschaft bei der IKB engagiere.

Die WestLB ist ihrerseits mit über einer Milliarde Euro in dem Krisen-Markt engagiert. Stuhlmann betonte aber, die WestLB könne alle Risiken aus eigener Liquidität abdecken. „Wir sind nicht in einer Situation wie die IKB.“ Mit Blick auf die Verluste im Eigenhandel, die bislang ein Loch von mindestens 240 Mill. Euro in die Bilanzen der WestLB gerissen hatten, sagte der neue WestLB-Chef, bei der Vorlage der Quartalszahlen sei keine „Schockwelle“ zu erwarten.

Die WestLB steuert auf ein Zusammengehen mit einem neuen Partner zu. Derzeit wird über mehrere mögliche Partner und mögliche Verkäufe von Töchtern spekuliert. Die WestLB will sich auch bei einem Zusammengehen mit der LBBW nicht von der Weberbank trennen. „Die Weberbank steht nicht zum Verkauf – auch bei einem Zusammengehen mit der LBBW nicht“, sagte Stuhlmann. Das auf die Betreuung vermögender Privatkunden spezialisierte Geldhaus trage zur Belebung des Kundengeschäfts der WestLB bei, betonte Stuhlmann.

Das Land Nordrhein-Westfalen will sich von seinem Anteil von durchgerechnet rund 38 Prozent an dem Geldhaus trennen und will dazu noch im September eine Investmentbank einschalten. Die beiden Sparkassenverbände in NRW machen sich dagegen bereits für ein Zusammengehen mit der LBBW stark. Stuhlmann nannte es „kritisch“, wenn die Eigentümer unterschiedlich weit bei der „Entwicklung ihrer Interessen“ seien. Die eine Seite wisse, was sie wolle, während die andere noch Optionen prüfe. Die Eigentümer wollen am Freitag erneut über die Zukunft der Bank beraten.

Stuhlmann selbst hatte gesagt, WestLB und LBBW passten gut zusammen. Mit einem Zusammenschluss des Düsseldorfer Geldhauses mit der HSH Nordbank rechnet er dagegen nicht. Dies komme aus der Sicht der Eigentümer des norddeutschen Institutes derzeit „nicht in Frage“. Mit Blick auf frühere Pläne für ein Zusammengehen der WestLB mit der SachsenLB sagte er, die Idee, dass die beiden Institute bei der Konsolidierung des Landesbanken-Sektors in Deutschland voranschreiten würden, sei „derzeit wenig überzeugend“. Die SachsenLB war durch die Probleme am US-Hypothekenmarkt in eine Schieflage geraten.