Karl Nolle, MdL

Passauer Neue Presse, 24.08.2007

Sachsen LB wegen US-Debakel arg in Bedrängnis

Vorstandsmitglied legt Amt nieder – Zeitung: US-Investment könnte bei 65 Milliarden Euro liegen
 
Leipzig. Die Spekulationsgeschäfte der SachsenLB, die die Landesbank in eine bedrohliche Schieflage gebracht haben, ziehen erste personelle Konsequenzen nach sich. Wie die Bank in Leipzig mitteilte, wird Vorstandsmitglied Stefan Leusder mit sofortiger Wirkung die Bank verlassen. Er habe zuvor Finanzminister Horst Metz (CDU), der der Anteilseignerversammlung und dem Verwaltungsrat der Landesbank vorsteht, um seine Abberufung gebeten.

Leusder war erst im November 2005 als Spezialist von der WestLB angeworben worden. Er sollte sich vor allein uni das Auslandsgeschäft der SachsenLB kümmern. Am vergangenen Freitag hatte die Bank eingeräumt, dass sie einen Kredit in Höhe von 17,3 Milliarden Euro benötigt, um Ausfallrisiken bei Geschäften auf dem in Turbulenzen geratenen US-Hypothekenmarkt decken zukönnen. Die Sparkassenorganisation gewährte das Darlehen. Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) forderte schnellstmöglich eine Sondersitzung des sächsischen Kabinetts. „Wir müssen alles tun, um den Bankenstandort Leipzig und die Arbeitsplätze der Beschäftigten zu sichern', sagte Jurk.

Der finanzpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Matthias Rößler, sagte, seine Partei stehe nach wie vor zur sächsischen Landesbank. Man sehe ihre Zukunft aber an der Seite eines „starken und soliden strategischen Partners". Nach Einschätzung des Parlamentarischen Geschäftsführers der FDP-Fraktion, Torsten Herbst, sind die Verantwortlichen der Bank mit dem Abgang Leusders auf halbem Wege stehen geblieben. Die riskanten Geschäfte der Landesbank könne
man nicht nur an einem Kopf festmachen, sagte Herbst.

Die „Süddeutsche Zeitung" berichtete derweil, dass sich das Engagement der Landesbank über ihre Dubliner Tochter auf dem US-Immobilienmarkt auf bis zu 65 Milliarden Euro summieren könne, Offenbar gebe es in anderen Fonds der Sachsen LB Europe sogenannte Beimischungen mit „Schrott-Immobilien". Genauere Angaben dazu würden am kommenden Mittwoch erwartet, wenn der Finanzausschuss des Landtages zu seiner außerordentlichen Sitzung zusammenkomme.

Am vergangenen Wochenende hatte bereits der SPD-Finanzexperte Karl Nolle in einem Interview erklärt, der jetzt bekannte Umfang von 17,3 Milliarden Euro sei vermutlich nur ein kleiner Teil der riskanten Landesbank-Spekulationen: „Ich gehe davon aus, dass sich der wahre Umfang zwischen 50 Milliarden und 70 Milliarden Euro beläuft."
Von Matthias Hasberg
ddp